Wie oben erwähnt, ist aktuell der größte Anteil der Gesundheits-Apps nicht als Medizinprodukt zugelassen und mit einem CE-Kennzeichen versehen. Das heißt u.a. auch, dass vor dem Markteintritt keinerlei Bewertung von Qualitätsaspekten der digitalen Anwendung (Sicherheit, klinische Effektivität etc.) durchgeführt wird. Die DSGVO-Konformität muss zwar gegeben sein, jedoch wird dies in der Regel auch nicht geprüft bzw. auditiert.
Nutzerinnen und Nutzern stehen jedoch einige Tools zur Verfügung, um zu einer Einschätzung der Qualität einer App zu kommen. So bieten etwa einige Fachgesellschaften (wie die deutsche DiaDigital) oder privatwirtschaftlich organisierte Initiativen Empfehlungen und Zertifikate für bestimmte Apps.
Für professionelle Nutzerinnen/Nutzer von Apps, die eine ausführlichere Bewertung zum Beispiel innerhalb von Gesundheitsorganisationen oder Berufsverbänden durchführen wollen, gibt es auch die Möglichkeit, auf Kriterienkataloge zurückzugreifen – etwa auf die in Australien entwickelte Mobile App Rating Scale oder die AppQ-Liste an Gütekriterien, die Bertelsmann gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut erstellte. Kriterienkataloge zur App-Bewertung kommen auch dort zum Einsatz, wo staatliche Stellen an offiziellen App-Listen arbeiten.
Dies ist etwa in England der Fall, wo das National Health Service (NHS) eine App Library betreibt. In Deutschland wurde entsprechend des „Gesetzes für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation“ (Digitale-Versorgung-Gesetz – DVG) im Sommer 2020 ein Verzeichnis für erstattungsfähige digitale Gesundheitsanwendungen veröffentlicht, das vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte betreut wird. Die Bertelsmann Stiftung führt in Zusammenarbeit mit der Patientenbeauftragten der deutschen Bundesregierung eine sogenannte Weisse Liste an Gesundheits-Apps. Daneben gibt es privatwirtschaftlich organisierte App-Kataloge und Qualitätsbewertungsverfahren wie etwa auf der HealthOn-Plattform.
Die Patientensicherheitsplattformen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz haben eine Checkliste für App-Nutzerinnen/-Nutzer veröffentlicht, die bei einer kritischen Betrachtung der Aspekte Datenschutz, Zielsetzung und Zweck (Diagnose, Therapieunterstützung etc.) sowie Funktionalität hilft. Zusätzlich wird darauf hingewiesen, auf das Vorhandensein eines Impressums zu achten sowie die Bewertungen der Apps durch andere Nutzerinnen/Nutzer zu berücksichtigen.
Einige kritische Fragen an eine App könnten sein:
- Ist die App als Medizinprodukt zugelassen?
- Ist der Anwendungsbereich der App beschrieben?
- Wann wurde das letzte Update durchgeführt?
- Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Wird in einer Datenschutzerklärung transparent gemacht, welche Daten gesammelt werden und was mit ihnen passiert?
- Liegt ein Qualitätssiegel vor bzw. wurden Kodizes eingehalten (z.B. Trusted App vom TÜV in Bezug auf das Thema Datenschutz oder der Privacy Code of Conduct on mobile health apps, der auf europäischer Ebene entwickelt wurde)?
- Ist ein Impressum vorhanden?
- Sind der finanzielle Hintergrund bzw. das Finanzierungsmodell der App ersichtlich? (Bei kostenlosen Angeboten wird oft z.B. mit Daten bezahlt.)
Weitere Informationen zu verfügbaren Arzneimittel-Apps sowie deren Qualitätsbewertung finden Sie in der Langfassung der Arzneimittel-App-Studie.