Natürliche Familienplanung
Was ist die symptothermale Methode?
Diese Methode basiert auf der Messung, Beobachtung und Auswertung von Körperzeichen. Sie dient der Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Zyklus der Frau:
- Messung der Aufwachtemperatur, sogenannte Basaltemperatur. Diese erhöht sich leicht am Tag des Eisprungs und kurz danach. Bis zur nächsten Regelblutung bleibt sie erhöht. Die Aufwachtemperatur zeigt an, dass der Eisprung stattgefunden hat.
- Schleimbeobachtung: Beobachtung des Sekrets des Gebärmutterhalses, des sogenannten Zervixschleims. Dieser verflüssigt sich vor dem Eisprung. Dadurch können Spermien leichter zur Eizelle gelangen.
Messung der Aufwachtemperatur und Schleimbeobachtung werden aufgezeichnet. Die Ergebnisse werden in ein Zyklusblatt eingetragen. Es gibt auch Apps für die Dokumentation der Ergebnisse.
Nicht für alle Apps gibt es ausreichend Studien, z.B. zur Gebrauchssicherheit. Auch werden verschiedene Messsysteme angeboten, z.B. Zykluscomputer, über Hormontest im Urin, Körpertemperatur, z.B. über Armbänder etc. Verschiedene Messsysteme basieren auf unterschiedlichen Regeln der Anwendung und Auswertung. Erkundigen Sie sich idealerweise vorher – in einer Beratungsstelle oder bei Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt –, wie sicher diese sind, ob und wie sie eingesetzt werden können.
Die symptothermale Methode kann zur Verhütung verwendet werden. Bei einem Kinderwunsch kann sie auch eingesetzt werden, um die fruchtbaren Tage zu eruieren.
Es gibt verschiedene Versionen der symptothermalen Methode. Auch dazu können Sie Infos einholen.
Wie zuverlässig ist die symptothermale Methode?
Die Sicherheit der symptothermalen Methode hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Methode muss gut erlernt werden. Durch Anwendungsfehler und mangelnde Konsequenz in der Durchführung wird die Sicherheit stark beeinträchtigt. Um möglichst hohe Sicherheit zu haben, ist für die Verwendung dieser Methode gemeinsame Verantwortung notwendig – von Frau und Mann. Richtig und konsequent angewendet, kann die Methode u.U. sehr sicher sein.
Wesentlich ist, dass vor und während der fruchtbaren Tage kein Geschlechtsverkehr stattfindet oder zusätzlich verhütet wird. Wird eine weitere Verhütungsmöglichkeit verwendet – z.B. das Kondom –, spielt auch die Verhütungssicherheit dieser Methode eine Rolle. Der Coitus interruptus – bei dem der Penis vor dem Samenerguß aus der Vagina gezogen wird – ist nicht zuverlässig.
Die Eizelle ist nach dem Eisprung ca. 24 Stunden befruchtungsfähig. Zu berücksichtigen ist auch, dass Spermien einige Tage im Körper der Frau befruchtungsfähig bleiben. Eine Schwangerschaft kann daher auch eintreten, wenn ein paar Tage vor dem Eisprung Geschlechtsverkehr stattgefunden hat und Spermien auf die Eizelle „warten“.
Die Verhütungszuverlässigkeit hängt davon ab, ob die Methode korrekt und konsequent angewendet wird. Am geringsten ist die Sicherheit, wenn während der Tage, in denen es zu einer Befruchtung kommen kann, ungeschützter Geschlechtsverkehr stattfindet.
Die einzelnen Methoden der natürlichen Familienplanung sind unterschiedlich effektiv. Zu den verschiedenen Methoden liegen wissenschaftlich unterschiedlich sichere Daten vor. Daher sind die Daten mit Vorsicht zu betrachten. Am besten untersucht ist dabei die Sensiplan-Methode, eine Variante der symptothermalen Methode. Als Orientierung können grob gesprochen für die Sensiplan-Methode folgende Angaben herangezogen werden: Pro 100 Frauen kommt es zu weniger als einer Schwangerschaft innerhalb des ersten Jahres, wenn keine Anwendungsfehler gemacht werden. Etwa zwei Schwangerschaften pro 100 Frauen sind es bei Anwendungsfehlern. Personen, die die Methode angewandt haben, hatten allerdings beim Erlernen der Methode die Hilfe einer standardisierten Beratung.
Wie wird die Aufwachtemperatur gemessen?
Die Aufwachtemperatur wird vor dem Aufstehen am Morgen gemessen. Findet die Messung nicht immer zur gleichen Zeit statt, sollen Abweichungen notiert und im Verlauf mitberücksichtigt werden. Die Messung der Körpertemperatur erfolgt im Mund, in der Vagina oder im After. Pro Zyklus muss immer an der gleichen Stelle gemessen werden. In der Fachwelt wird die Temperatur, die nach dem Aufwachen am Morgen gemessen wird, als Basaltemperatur bezeichnet.
Die Temperatur wird aufgeschrieben oder in ein Temperaturkurvenblatt bzw. Zyklusblatt eingetragen. Aus dem Verlauf der Aufzeichnungen kann die Frau ihren Eisprung ermitteln und so Rückschlüsse auf fruchtbare und unfruchtbare Tage ziehen. Denn: Vom Beginn der Monatsblutung bis zum Eisprung ist die Temperatur beim morgendlichen Aufwachen etwas niedriger. Kurz vor dem Eisprung steigt die Temperatur etwas an und bleibt bis zur nächsten Monatsblutung erhöht.
Im Großen und Ganzen gilt: Sobald die Temperatur an drei vollen aufeinanderfolgenden Tagen höher ist als an den sechs vorangegangenen Tagen, kann davon ausgegangen werden, dass der Eisprung höchstwahrscheinlich stattgefunden hat. Es werden mindestens 0,2 °C Anstieg vorausgesetzt.
Ab dem ersten Tag der Monatsblutung und bis inklusive der drei Tage mit Erhöhung der Basaltemperatur sollte Vaginalsex vermieden oder eine andere Verhütungsmethode eingesetzt werden.
Die Messung der Basaltemperatur erfolgt bei der symptothermalen Methode in Kombination mit der Beobachtung des Zervixschleimes.
Wie erfolgt die Beobachtung des Zervixschleimes?
Bei der Schleimbeobachtung beobachtet die Frau den Schleim bzw. das Sekret des Gebärmutterhalses. Dieser Schleim wird auch Zervixschleim genannt. Der Schleim verändert sich im Laufe des Zyklus. Er verflüssigt sich vor dem Eisprung. Dadurch können Spermien leichter zur Eizelle gelangen.
Durch die Beobachtung des Zervixschleims können die fruchtbaren Tage einer Frau abgeleitet werden. Das Ergebnis der Schleimbeobachtung wird – wie die Körpertemperatur auch – aufgezeichnet.
Die Beobachtung erfolgt äußerlich, am Eingang der Vagina mit den Fingern. Der Schleim kann sich auch an Unterhose oder Toilettenpapier beim Abwischen zeigen. Zu Beginn des Zyklus fühlt sich der Eingang der Vagina meist trocken an. Einige Tage vor dem Eisprung ist ein dünnflüssiger und durchsichtiger Schleim bemerkbar – der Eingang der Vagina fühlt sich feucht oder feuchter an. Kurz vor dem Eisprung ist der Schleim dünnflüssig und klar. Er lässt sich dehnen und ist leichter auseinanderziehbar. Nach dem Eisprung wird der Zervixschleim wieder rasch zäh und weniger durchsichtig.
Vom vierten Tag nach dem Eisprung und bis zum Beginn der nächsten Regelblutung werden die unfruchtbaren Tage angenommen. Im Groben gilt: Sobald Schleim wahrgenommen wird, sollte Geschlechtsverkehr vermieden oder eine weitere Verhütungsmethode angewandt werden.
Es ist auch die Beobachtung des Muttermundes möglich. Das kann statt der Beobachtung des Zervixschleimes erfolgen. Die Frau untersucht dabei ihren Muttermund, der sich im Laufe des Zyklus verändert und zum Zeitpunkt des Eisprungs öffnet. Dies erfolgt durch Ertasten.
Die Beobachtung des Zervixschleimes erfolgt bei der symptothermalen Methode in Kombination mit der Messung der Basaltemperatur.
Welche Vorteile und Nachteile hat die symptothermale Methode?
Zu den Vorteilen zählen z.B.:
- Das Wissen um die Vorgänge im weiblichen Körper wird erweitert.
- Die Methode greift nicht in den Körper ein.
- Die symptothermale Methode kann sowohl zur Verhütung als auch zur Erfüllung des Kinderwunsches genutzt werden.
- Die Kosten sind relativ gering. Ev. können Kosten für eine Schulung oder Material zum Einarbeiten in die Methode anfallen, sowie für ein Thermometer.
Zu den Nachteilen zählen z.B.:
- Regelmäßige, genaue Körperbeobachtung und deren Aufzeichnung sind notwendig. Dafür ist es auch erforderlich, sich vorher genauer mit Methode und Körper auseinanderzusetzen. Ev. mithilfe von Broschüren, Büchern sowie Beratung. Es können sicherheitshalber vorher mehrere Zyklen aufgezeichnet werden, bevor diese Methode alleine angewendet wird.
- Konsequente Anwendung und Disziplin sind erforderlich. Z.B. sollte jeder Zyklus aufgezeichnet werden.
- Fehleinschätzungen sind möglich.
- Die Körpertemperatur kann auch aus anderen Gründen erhöht sein, z.B. bei Krankheit.
- Während der fruchtbaren Tage muss - wenn kein Kinderwunsch vorliegt - auf den Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Oder es wird eine andere Verhütungsmethode verwendet wie Kondom oder Diaphragma.
- Die natürliche Familienplanung allein bietet keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen bzw. Krankheiten.
Zyklusschwankungen bzw. unregelmäßiger Zyklus können die Anwendung erschweren, z.B. in der Stillzeit, in den Wechseljahren. Der Zyklus wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Auswirkungen haben z.B. auch Krankheit, Stress, Medikamente.
Wohin kann ich mich wenden?
Für Informationen zur Methode können Sie sich an eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt wenden. Spezialisierte Beratung kann weiterhelfen. Ev. ist mit Kosten für entsprechende Literatur, z.B. für ein Buch, in dem natürliche Familienplanung genauer beschrieben wird, oder für einen Kursbesuch zu rechnen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 22. April 2025
Expertenprüfung durch: Österreichische Gesellschaft für Familienplanung, ÖGF