Laserbehandlung bei Kurzsichtigkeit
Inhaltsverzeichnis
Welche laserchirurgischen Behandlungsmethoden gibt es?
Folgende laserchirurgischen Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung:
Oberflächenbehandlungen mittels Excimerlaser
- PRK (photorefraktive Keratektomie), trans PRK (transepitheliale PRK)
- LASEK (Laser-epitheliale-Keratomileusis)
- Epi-LASIK (epitheliale LASIK)
Lamelläre Excimerlaserchirurgie
- LASIK (Laser in situ Keratomileusis)
- Femto-LASIK (LASIK mit Femtosekundenlaser)
Refraktive Lentikelextraktion mit dem Femtosekundenlaser
- SMILE (small incision lenticule extraction)
Hinweis
Durch die Kombination mit speziellen Diagnosegeräten (Wellenfront, Topographie) kann die Hornhautoberfläche genau vermessen werden. Dadurch können hochpräzise Behandlungen durchgeführt werden, die zu noch exakteren Ergebnissen führen.
LASIK und Femto-LASIK
Bei der LASIK wird mittels Mikrokeratom (Hobel) ein Hornhautläppchen (Flap) geformt und zur Seite geschoben, bei der Femto-LASIK wird dieses mittels Femtosekundenlaser gebildet.
Daraufhin wird mit einem Excimerlaser Hornhaut abgetragen und danach der Flap wieder in seine ursprüngliche Position gebracht. Die Beschwerden nach dem Eingriff (z.B. Schmerzen) sind in der Regel gering, die visuelle Rehabilitation (Abklingen von Beschwerden und Erreichen der gewünschten Sehschärfe) geht schnell.
Hinweis
Geeignet bis -8 Dioptrien (Grenzbereich -10 Dioptrien).
SMILE (small incision lenticule extraction)
Bei dieser Methode wird mittels Femtosekundenlaser durch zwei Laserschnitte Hornhautgewebe linsenförmig ausgeschnitten. Dieser sogenannte Lentikel wird anschließend durch einen kleinen Schnitt am Rand der Hornhaut entfernt.
Auch nach der SMILE ist das Erreichen einer sehr guten Sehschärfe schon in den ersten Tagen nach dem Eingriff möglich. Die visuelle Rehabilitation dauert in der Regel etwas länger als bei der LASIK bzw. Femto-LASIK.
Hinweis
Geeignet bei -3 bis -8 Dioptrien (Grenzbereich -10 Dioptrien).
Oberflächenbehandlungen
LASEK
Bei der LASEK wird die oberste Hornhautschicht mit Alkohol gelöst, daraufhin zur Seite geschoben und nach der Laserbehandlung wieder in ihre ursprüngliche Position gebracht.
PRK (photorefraktive Keratektomie) und trans PRK
Die obere Hornhautschicht wird bei diesem Eingriff mechanisch oder mittels Laser (trans PRK) abgetragen.
Epi-LASIK
Mit einem feinen hobelartigen Gerät kann bei der Epi-LASIK ein besonders dünnes Hornhautläppchen geformt werden. Daher zählt sie zu den Oberflächenbehandlungen.
Bei allen Oberflächenbehandlungen wird die Laserbehandlung der Hornhaut ebenfalls mittels Excimerlaser vorgenommen. Das Epithel wächst in den folgenden drei bis vier Tagen wieder über die Behandlungszone. In dieser Zeit können Schmerzen auftreten. Die Sehleistung ist bereits unmittelbar nach dem Eingriff besser, es dauert aber länger als bei der LASIK bzw. Femto-LASIK und SMILE, bis die endgültige Sehschärfe erreicht wird.
Hinweis
Geeignet bis -6 Dioptrien (Grenzbereich -8 Dioptrien); bei zusätzlicher Astigmatismuskorrektur (bis 5 Dioptrien) darf die Summe der Dioptrien beider Fehlsichtigkeiten nicht oberhalb dieser Grenze liegen.
Wie funktionieren Excimerlaser und Femtosekundenlaser?
Der Excimerlaser ist ein Kaltlichtlaser. Die Wellenlänge der Laserstrahlen liegt im ultravioletten (UV-)Bereich, der Excimerlaser kann daher keine Hitzeschäden verursachen.
Die Laserstrahlen des Femtosekundenlasers haben eine Wellenlänge im Infrarotbereich. Mit diesem Laser kann Hornhaut besonders schnell – in einigen 100 Femtosekunden (10-15 Sekunden) – und fein in einer zuvor festgesetzten Tiefe abgetragen werden.
Für die Behandlung der Kurzsichtigkeit wird das Lasergerät individuell programmiert und Hornhautgewebe computergesteuert abgetragen. Dabei können bis zu 20 Prozent der Hornhautdicke und Hornhautgewebe mit maximal sieben Millimeter Durchmesser entfernt werden. Bei den modernen Geräten werden durch ein Laser-Eye-Tracking-System Augenbewegungen während der Behandlung vom Gerät erkannt, und die Laserbehandlung wird entsprechend korrigiert. Dadurch kann ein fehlerhaftes Abtragen von Hornhautgewebe durch versehentliche Augenbewegungen vermieden werden.
Wie erfolgt die Vorbereitung auf den Eingriff?
Vor einer laserchirurgischen Augenbehandlung wird eine ausführliche Untersuchung durch die Augenfachärztin/den Augenfacharzt durchgeführt, der den Eingriff vornimmt. Neben der
- Vermessung des Auges,
- Begutachtung der Hornhaut bzw. des Augenhintergrundes und
- der Feststellung der maximalen Pupillenweite muss insbesondere das
- Ausmaß der Kurzsichtigkeit genau untersucht werden.
Hinweis: Für diese Untersuchung dürfen weiche Kontaktlinsen mindestens eine und harte Kontaktlinsen mindestens zwei Wochen zuvor nicht mehr getragen werden.
Wie läuft der Eingriff ab?
Die Korrektur der Kurzsichtigkeit wird ambulant vorgenommen. Die laserchirurgische Behandlung dauert meist nur einige Minuten. Durch die Vorbehandlung mit dem Lokalanästhetikum ist der Eingriff schmerzfrei.
Nach dem Eingriff verschreibt die Augenchirurgin/der Augenchirurg antibiotische und entzündungshemmende Augentropfen, bei Oberflächenbehandlungen müssen einige Tage Verbandkontaktlinsen getragen werden. Augenreiben sollte vermieden werden, anfänglich besteht noch eine geringe Lichtempfindlichkeit. Nach dem Eingriff werden regelmäßig Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt durchgeführt.
Wann ist eine Laserbehandlung nicht möglich?
Eine Laserbehandlung zur Korrektur der Kurzsichtigkeit ist erst ab einem Alter von 18 Jahren möglich, weil das Wachstum des Auges bis zu diesem Alter noch nicht abgeschlossen ist.
In folgenden Fällen kann eine Laserbehandlung nicht durchgeführt werden:
- chronisch fortschreitende Hornhauterkrankungen,
- Keratokonus (bei Keratokonusfällen in der Verwandtschaft ist aufgrund familiärer Häufung Vorsicht geboten),
- sehr dünne Hornhaut,
- Katarakt (grauer Star),
- Glaukom (grüner Star) mit ausgeprägten Gesichtsfeldausfällen,
- fortgeschrittene Makuladegeneration,
- Augeninfektionen,
- sich rasch verändernde Fehlsichtigkeit sowie
- während der Schwangerschaft und Stillzeit und unter Umständen nach Augenverletzungen.
Hinweis
Auch bei besonders weiten Pupillen kann von einer laserchirurgischen Korrektur der Kurzsichtigkeit abgeraten werden. Es könnte dadurch verstärkt zum Auftreten von Streulichtern bzw. Halos (Heiligenschein) nachts kommen.
Wann sollte die Entscheidung zu einer laserchirurgischen Behandlung besonders sorgfältig getroffen werden?
- Bei schwerer Kurzsichtigkeit kann es zu einer verminderten Sehqualität (schlechter Kontrast) kommen. Hier sind eventuell andere Methoden (Implantation einer zusätzlichen Linse oder refraktiver Linsenaustausch) besser geeignet.
- Bei Altersfehlsichtigkeit kann nur das Sehen in der Ferne verbessert werden. Zum Lesen wird weiterhin eine Brille benötigt.
- Das Risiko einer Sehverschlechterung nach einer Augenverletzung kann nach einer laserchirurgischen Augenbehandlung erhöht sein. Personen, die diesbezüglich riskante Sportarten oder Berufe ausüben, sollten dies bei der Entscheidungsfindung berücksichtigen.
- Das Risiko für Komplikationen ist erhöht bei:
- Autoimmunerkrankungen (z.B. rheumatoide Arthritis),
- trockenen Augen bzw.
- der Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem (z.B. HIV-Medikamente, Immunsuppressiva) oder die Sehschärfe (Visus) beeinflussen (z.B. bestimmte Medikamente gegen Bluthochdruck).
Welche Komplikationen können auftreten?
Insgesamt sind Komplikationen nach refraktiven Lasereingriffen mittlerweile selten geworden. Das liegt an der sorgfältigen Patientinnenauswahl/Patientenauswahl und besseren Technik.
Häufige Beschwerden wie eine Verschlechterung des Sehvermögens in der Dämmerung und nachts, Streulichter, Schattenbilder und Halos (Heiligenschein) bilden sich meist nach einigen Wochen zurück. Behandlungsbedürftige Entzündungen oder Wundheilungsstörungen, die eine Narbenbildung der Hornhaut nach sich ziehen können, treten selten auf.
Bei LASIK bzw. Femto-LASIK und SMILE werden Nerven der Hornhaut durchtrennt, die eine wichtige Rolle bei der Produktion von Tränenflüssigkeit spielen. Daher tritt Augentrockenheit besonders bei diesen Methoden (meist vorübergehend) auf und muss in den ersten Wochen mit Tränenersatzmitteln behandelt werden.
Hornhauttrübungen (Haze) können bei den Oberflächenbehandlungen zu einer dauerhaften Blendungsempfindlichkeit führen.
Sehr selten können Schnittfehler auftreten bzw. zu wenig oder zu viel Hornhautgewebe entfernt werden. Auch kann es zu Faltenbildung bzw. Verlagerung der oberen Hornhautschicht kommen. Dadurch kann eine dauerhafte Fehlsichtigkeit entstehen, die jedoch augenchirurgisch behandelt werden kann. Das Auftreten einer postoperativen Keratektasie (unregelmäßige Hornhautverkrümmung) kann durch sorgfältige Patientinnenauswahl/Patientenauswahl reduziert werden.
Ebenfalls sehr selten kann es bei der SMILE vorkommen, dass nicht das gesamte mittels Laser ausgeschnittene Hornhautgewebe über das kleine Loch entfernt werden kann. Dadurch können Unregelmäßigkeiten der Hornhautoberfläche entstehen, die das Sehvermögen herabsetzen.
Wenn die Sehschärfe nach der Behandlung nicht zufriedenstellend ist, kann eine Nachkorrektur erfolgen bzw. können wieder Brillen oder Kontaktlinsen angepasst werden.
Hinweis
Das Risiko für Komplikationen sinkt in der Regel, je fortgeschrittener die angewandte Technik ist. Auch die Kompetenz der Augenchirurgin/des Augenchirurgen bezüglich Patientinnenauswahl/Patientenauswahl und Beherrschung der angewandten Technik beeinflusst die Komplikationsrate.
Ergebnisse klinischer Vergleichsstudien
Bei korrekter Patientinnenauswahl/Patientenauswahl sind die Behandlungsergebnisse der zur Verfügung stehenden Techniken sehr ähnlich. Die Ergebnisse der Femto-LASIK sind dabei am besten vorhersagbar.
Genaueste Ergebnisse konnten in kleinen Vergleichsstudien im ersten Jahr nach dem Eingriff mit Techniken festgestellt werden, bei denen die Hornhautoberfläche vor der Laserbehandlung genau vermessen wird. Mit diesen sogenannten individuell angepassten Ablationsprofilen kann präzise berechnet werden, wieviel Hornhautgewebe in verschiedenen Bereichen entfernt werden sollte. Ob die Überlegenheit dieser Techniken über einen längeren Zeitraum nachgewiesen werden kann, wird aktuell noch in klinischen Studien untersucht. Diesbezüglich liegen derzeit widersprüchliche Studienergebnisse vor. Diese Techniken können bei der SMILE nicht angewandt werden.
Nach einer Oberflächenbehandlung treten Schmerzen häufiger auf als bei der LASIK bzw. Femto-LASIK und SMILE. Zudem kann es bei diesen Behandlungsmethoden einige Zeit dauern, bis die endgültige Sehkraft erreicht ist. Sehstörungen (z.B. Verschwommen- oder Schleiersehen bzw. Doppelbilder) können bei diesen Eingriffen ebenfalls häufiger auftreten als bei LASIK bzw. Femto-LASIK und SMILE.
Augentrockenheit tritt v.a. bei LASIK, Femto-LASIK und SMILE auf und bildet sich bei der SMILE am raschesten zurück.
Personen, die ein hohes Risiko für Augenverletzungen haben, profitieren eventuell eher von einer Oberflächenbehandlung.
Wohin kann ich mich wenden?
Informationen zu Augenlaserzentren in Ihrer Nähe kann Ihnen die betreuende Augenärztin/der betreuende Augenarzt zur Verfügung stellen.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die Krankenversicherungen des Hauptverbandes übernehmen die Kosten der refraktiven Chirurgie bei:
- einer Kurzsichtigkeit von mehr als sechs Dioptrien und
- einer nachgewiesenen medizinisch begründeten Kontaktlinsenunverträglichkeit durch z.B. Hornhautnarben nach Keratitis (Hornhautentzündung) oder einem Hornhautulkus (Hornhautgeschwür) bzw.
- dokumentierten mehrfachen Versuchen der Anpassung verschiedenster Kontaktlinsentypen sowohl weicher als auch formstabiler Kontaktlinsen
- oder bei Vorliegen eines Unterschiedes in der Fehlsichtigkeit beider Augen von mindestens drei Dioptrien und einer kombinierten Kontaktlinsenunverträglichkeit.
Bei bestimmten Krankenversicherungsträgern kann ein Selbstbehalt (Behandlungsbeitrag) für Sie anfallen (z.B.BVAEB, SVS, SVS, BVAEB).
Über die jeweiligen Bestimmungen informieren Sie sich bitte bei Ihrem Krankenversicherungsträger, den Sie z.B. über die Website Ihrer Sozialversicherung finden.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 17. Juli 2018
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Doz. Dr. Josef Ruckhofer, Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie