TCM – Traditionelle Chinesische Medizin
Inhaltsverzeichnis
Was ist der Hintergrund?
Gesundheit bedeutet in der TCM ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Yin und Yang. Ziel der TCM ist es, entstandene Ungleichgewichtszustände zu erkennen und auszugleichen.
Durch speziell entwickelte diagnostische Möglichkeiten wie Zungen- und Pulsdiagnose sollen einerseits Krankheitsprozesse schon vor Ausbruch der Erkrankung festgestellt und diesen gegengesteuert werden und andererseits bereits bestehende Erkrankungen mithilfe folgender Methoden behandelt werden:
- Akupunktur,
- chinesische Phytotherapie, chinesische Arzneitherapie
- Ernährung nach den fünf Wandlungsphasen,
- Massagetechniken (Tuina, Akupressur),
- Bewegungsübungen (Tai Chi & Qi Gong,).
Die älteste Rezeptursammlung stammt aus dem Jahr 168 vor Chr. Im ersten Jahrhundert nach Chr. entstand das Buch Yellow Emperor`s Inner Classic (Huangdi neijing), das sich therapeutisch hauptsächlich mit Akupunktur beschäftigt. Die erste richtige Rezepturensammlung ist die Abhandlung über Kälte-induzierte Erkrankungen (Shanghan zabinglun, ca. 200 n. Chr.).
Seit der Gründung der Österreichischen Gesellschaft für Akupunktur (ÖGA) im Jahr 1954 und des Ludwig Boltzmann Institutes für Akupunktur (1972-2005) durch Johannes Bischko ist die Integration der traditionellen Therapien in die westliche Medizin ein Hauptanliegen.
Chinesische Phytotherapie
Ein wichtiges Teilgebiet der TCM ist die Kräuterheilkunde. Die chinesische Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) bietet ein umfassendes therapeutisches Konzept, um Ungleichgewichte zwischen Yin und Yang, manifeste Krankheiten und deren Folgen zu behandeln. Dadurch soll es einerseits dem Körper ermöglicht werden, selbst einen Weg zu finden, die pathogenen Faktoren zu beseitigen. Andererseits soll der Körper gestärkt und somit auch vorbeugend die Anfälligkeit für neuerliche Erkrankungen reduziert werden.
In Österreich werden derzeit ca. 400 verschiedene Arzneimittel der chinesischen Medizin in speziell geschulten Apotheken angeboten. Etwa 90 Prozent sind pflanzlicher Herkunft, der Rest besteht aus mineralischen und tierischen Substanzen. Jede Arznei wird nach dem Temperaturverhalten (heiß und warm; neutral; kühlend und kalt) sowie dem Geschmack (scharf, süß, neutral, sauer, bitter, salzig) eingeteilt.
Rezepte der chinesischen Arzneimitteltherapie bestehen fast nie aus Einzelarzneistoffen, sondern sind nach dem Multi-target-Prinzip eine komplexe Mischung aus verschiedenen Arzneistoffen.
Chinesische Arzneitherapie ist in Österreich apothekenpflichtig. Auf TCM spezialisierte österreichische Apotheken werden von Großhändlern mit chinesischen Arzneien beliefert, die aus zuverlässigen, staatlich kontrollierten Betrieben der Volksrepublik China einkaufen und problemanfällige Chargen auf Pestizide (inkl. Herbizide), Aflatoxine, mikrobielle Verunreinigungen und Schwermetallgehalt überprüfen.
Hinweis
Dringend abgeraten wird vom Kauf von Billigarzneien aus dem Internet, da diese oft weder auf Identität noch auf Reinheit überprüft sind. Weitere Informationen erhalten Sie unter Medikamente aus dem Internet.
Welche Einsatzbereiche gibt es?
Laut Ansicht ihrer Befürworterinnen/Befürworter kann die TCM v.a. in folgenden Einsatzbereichen eingesetzt werden:
- Krankheitsprophylaxe;
- Allgemeinbeschwerden: z.B. Müdigkeit, Erschöpfung, innere Unruhe;
- Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO): Infektionskrankheiten;
- Pulmologie: Allergien, Asthma bronchiale, wiederkehrende Bronchitis;
- Dermatologie: Neurodermitis, Juckreiz, Haarausfall;
- Gastroenterologie: z.B. Appetitlosigkeit, Gastritis, Reizdarm, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), chronische Verstopfung;
- Urologie: wiederkehrende Harnwegsinfekte, chronische Entzündung der Prostata;
- Neurologie: z.B. Schlafstörungen, Neuralgien, Migräne, Kopfschmerzen;
- Gynäkologie: Menstruationsprobleme, Kinderwunsch, Unfruchtbarkeit, Endometriose, wiederkehrende Pilzinfektionen;
- Onkologie: bei Krebserkrankungen ergänzend zur Kräftigung und Regeneration nach Chemotherapie und Bestrahlung.
Wo liegen die Grenzen der Methode?
Wie jedes wirksame Arzneimittel können auch chinesische Arzneimittel Wechsel- und Nebenwirkungen hervorrufen. Wechselwirkungen sowohl chinesischer Arzneimittel untereinander als auch zwischen chinesischen Arzneimitteln und konventioneller Medikation müssen berücksichtigt werden. Dazu ist es erforderlich, dass die/der behandelnde Ärztin/Arzt über die gesamte Medikation seiner Patientinnen/Patienten informiert ist.
Vorsicht ist z.B. geboten bei Arzneien, die „Blut bewegen”, wie Salbei oder chinesischer Liebstöckel, weil diese mit blutverdünnenden Medikamenten interagieren können und deren Wirkung verstärken. Außerdem sollten diese chinesischen Arzneien drei bis vier Tage vor geplanten Operationen abgesetzt werden. Bei langfristigen Therapien sollten die Leberwerte alle drei Monate kontrolliert werden. Vorsicht ist auch geboten bei Patientinnen mit Brustkrebs, weil manche Arzneien hormonelle Wirkungen haben.
Gibt es wissenschaftliche Belege?
Die traditionelle chinesische Medizin ist in erster Linie Erfahrungsmedizin. Aufgrund der hoch individualisierten Therapien in der TCM sind westliche Forschungsansätze, wie klinische Studien, schwer auf die TCM anzuwenden.
Die chinesische Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) wird derzeit intensiv beforscht. Gerade in Zeiten, wo die konventionelle Medizin immer wieder an Grenzen stößt (z.B. wegen Resistenzen von Antibiotika), hat die pharmazeutische Industrie das Potenzial der Arzneien erkannt. Als Beispiel sei Artemisinin zur Malariabehandlung genannt, das großflächig eingesetzt wird und für dessen Erforschung 2015 sogar der Nobelpreis für Medizin vergeben wurde.
Wohin kann ich mich wenden?
Die Österreichische Ärztekammer hat ein Diplom für Chinesische Diagnostik und Arzneimitteltherapie geschaffen. Zugelassen für die Ausbildung sind in Österreich ausschließlich Ärztinnen/Ärzte und Pharmazeutinnen/Pharmazeuten. Eine Liste von TCM-Ärztinnen/Ärzte bietet die Österreichische Gesellschaft für Akupunktur, die Wiener Schule für TCM, die Österreichische Gesellschaft für kontrollierte Akupunktur und TCM und das Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin und Komplementärmedizin der Donau-Universität Krems.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die Kosten für komplementärmedizinische Behandlungen werden von den Krankenversicherungsträgern im Regelfall nicht und in wenigen Fällen nach chefärztlicher Bewilligung übernommen. Weitere Informationen finden Sie unter Kosten der komplementärmedizinischen Behandlung (Gesundheitsministerium).
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 9. Juni 2020
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz