Osteopathie
Inhaltsverzeichnis
Was ist Osteopathie?
Die Osteopathie ist ein komplementärmedizinisches Behandlungskonzept und ein Überbegriff für viele verschiedene Behandlungstechniken.
Der Verband der Osteopathen Deutschland etwa beschreibt die Osteopathie als „Diagnostik und Behandlung mit den Händen“. Verspannungen und „Blockaden“ sollen damit erkannt und gelöst werden, und das Gleichgewicht des Körpers wieder hergestellt werden. Was genau mit dem Begriff „Blockaden“ oder „Gleichgewicht des Körpers“ gemeint ist, ist jedoch nicht einheitlich definiert. Eine hinreichende Definition dafür, was bei der Osteopathie genau diagnostiziert und behandelt wird, fehlt.
Die WHO definiert die Osteopathie als „Manipulationen“ am Körper – also drücken, verschieben oder ziehen von Muskeln, Knochen und Bindegewebe.
Osteopathinnen und Osteopathen bezeichnen ihre Methoden oft als besonders patienten-zentriert und ganzheitlich. Sie meinen damit, dass sie jeden Körper als einzigartig und als zusammenhängendes System verstehen. Das heißt, es werden in der Diagnose und Behandlung nicht nur körperliche Beschwerden einzelner Organe berücksichtigt, sondern der gesamte Körper, das Gemüt der betroffenen Person und auch ihre Lebenssituation. Dieses Prinzip der Ganzheitlichkeit gilt jedoch genauso für die wissenschaftliche Medizin und ist kein Merkmal, das die Osteopathie alleine auszeichnet.
Formen der Osteopathie
Die Osteopathie wird in drei Formen eingeteilt: die sogenannte parietale Osteopathie, die viszerale Osteopathie und die sogenannte Craniosacral-Therapie.
In der parietalen Osteopathie versuchen Therapeutinnen und Therapeuten, den Bewegungsapparat – also Knochen, Muskeln, Faszien, Gelenke und Bänder – mit Handgriffen zu beeinflussen. Verspannte Muskeln sollen etwa entspannt und gedehnt werden.
Die viszerale Osteopathie geht davon aus, dass Beschwerden durch Bewegungseinschränkungen der inneren Organe zustande kommen. Die Beweglichkeit der Organe und des umgebenden Gewebes sollen die Osteopathin oder der Osteopath mit Handgriffen wieder herstellen können. Die Annahme, unbewegliche Organe könnten die Ursache für Beschwerden sein, ist wenig plausibel und auch nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt. Studien kamen ebenso zu dem Schluss, dass Diagnose-Methoden der viszeralen Osteopathie nicht zuverlässig sind.
Die Craniosacral-Therapie geht von winzigen Schwingungen des Schädels aus, die die Therapeutin oder der Therapeut erfühlen und beeinflussen können soll.
Nachdem die Therapeutin oder der Therapeut in einem Anamnesegespräch die Beschwerden erfragt hat, erfühlt sie oder er „Blockaden“ und vermeintliche Schwingungen des Schädels und versucht sie zu verändern. Dabei wendet die Therapeutin oder der Therapeut in der Regel keine Kraft an, und renkt auch keine Knochen ein.
Die Annahme, dass der Schädelknochen schwingt und diese Schwingungen die Gesundheit beeinflussen würden, steht jedoch in Widerspruch zu modernem medizinischem Wissen. Die Teile des Schädelknochens sind ab dem Kleinkindalter fest verwachsen und können nicht schwingen oder pulsieren. Es gibt keine Hinweise darauf, dass solche Schwingungen existieren.
Gibt es wissenschaftliche Belege?
Ob die parietale Osteopathie hilft oder nicht, können die vorhandenen Studien nicht beantworten. Denn dafür sind sie zu unterschiedlich und zu mangelhaft.
Untersucht wurden in diesen Studien zum Beispiel Kopfschmerzen, Schmerzen bei Neugeborenen, Erholung nach Knie- oder Hüft-OP, Kiefergelenks-Beschwerden und Nackenschmerzen. Ob die parietale Osteopathie hier helfen kann, ist unklar. Nur zu Kreuzschmerzen gibt es etwas aussagekräftigere Studien. Laut diesen Studien scheint die parietale Osteopathie eher nicht wirksam zu sein.
Studien, die die Wirksamkeit der viszeralen Osteopathie untersucht haben, sind rar und großteils ebenfalls sehr mangelhaft. Studien sprechen gegen eine Wirksamkeit der viszeralen Osteopathie bei Brustkrebs und Harn-Inkontinenz. Unbelegt oder unklar ist die Wirksamkeit der viszeralen Osteopathie bei Nacken- und Rückenschmerzen, Reizdarm-Syndrom, Reflux/Sodbrennen und Polyzystischem-Ovar-Syndrom (PCOS).
Die Wirksamkeit der Craniosacral-Therapie wurde bisher in Studien mit Erwachsenen mit Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Rückenschmerzen, Sehschwäche und der Schmerzstörung Fibromyalgie untersucht. Bei Fibromyalgie deuten Studien auf eine Wirkungslosigkeit der Therapie-Methode hin. Bei allen anderen Beschwerden sind die Studien zu mangelhaft und zu klein, um Antworten zu liefern. Viele der Studien waren zum Beispiel nicht ausreichend verblindet: Das bedeutet, die Teilnehmenden wussten, ob sie behandelt wurden oder nicht. Schon ihre Erwartungen können der Grund für eine mögliche Besserung gewesen sein – das ist der bekannte Placebo-Effekt. Die einzigen positiven Ergebnisse scheint es für Nackenschmerzen bei Erwachsenen zu geben: Hier deutet eine Studie einen möglichen Nutzen der Craniosacral-Therapie an. Eine einzige Studie hat allerdings nur wenig Aussagekraft.
Was Patientinnen und Patienten an komplementärmedizinischen Therapien wie der Osteopathie oft schätzen, ist die Zuwendung durch die Therapeutin oder den Therapeuten. Diese haben meist mehr Zeit als Ärztinnen und Ärzte. Der Placebo-Effekt, der durch die intensivere Betreuung zustande kommt, kann maßgeblich zu erlebten Verbesserungen beitragen: Eine Behandlung durch eine professionell ausgebildete Person kann allein schon durch die Erwartung einer Besserung einen Effekt haben.
Ist Osteopathie sicher?
Osteopathische Behandlungen umfassen sehr viele verschiedene Techniken. Das macht eine allgemeingültige Aussage über die Sicherheit der Behandlungen schwierig.
Wie bei allen komplementärmedizinischen Methoden besteht allerdings auch hier das Risiko, dass wirksame Therapien hinausgezögert oder ganz unterlassen werden, oder schwere Erkrankungen verspätet erkannt werden.
Wer bietet Osteopathie an?
Die Osteopathie ist in Österreich kein gesetzlich geregelter Gesundheitsberuf. Osteopathie wird in Österreich von Ärztinnen und Ärzten angeboten. Auch Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten dürfen osteopathische Behandlungen anbieten – allerdings ausschließlich auf ärztliche Anordnung. Nur diesen beiden Berufen ist es in Österreich aufgrund der aktuellen Rechtslage erlaubt, osteopathische Behandlungen in ihrer Gesamtheit durchzuführen.
Auch anderen Angehörigen von Gesundheitsberufen wie beispielsweise Heilmasseur:innen, Hebammen und Ergotherapeut:innen ist es gestattet, im Rahmen ihres Berufsbildes bzw. Tätigkeitsbereichs einzelne osteopathische Methoden anzuwenden.
Hinweis: Zum Schutz der Patientinnen und Patienten sind die Diagnostik und Behandlung von Krankheiten Ärztinnen und Ärzten vorbehalten – dies gilt auch für den Bereich der Komplementärmedizin. Weitere Informationen finden Sie unter: Wer darf Krankheiten diagnostizieren und behandeln?
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die Kosten für osteopathische Behandlungen werden nicht von den Krankenversicherungen übernommen. Weitere Informationen finden Sie unter Kosten der komplementärmedizinischen Behandlung (Gesundheitsministerium).
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 16. Dezember 2025
- Redaktion Gesundheitsportal
- Universität für Weiterbildung Krems (Department für evidenzbasierte Medizin und Evaluation)
Expertenprüfung durch: Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz