Neuroendokrine Neoplasien entwickeln sich aus Stammzellen einer bestimmten embryonalen Struktur (Mesoderm) und lassen sich mit speziellen Markern (Chromogranin A und Synaptophysin) anfärben. Sie können sowohl gut- als auch bösartig sein und in verschiedenen Körperregionen entstehen, v.a.:
Neuroendokrine Neoplasien in Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse werden auch als gastroenteropankreatische NEN (GEP-NEN) zusammengefasst. In Österreich erkranken pro Jahr etwa 2,5/100.000 Männer und 2,4/100.000 Frauen, das entspricht 290 Neuerkrankten pro Jahr.
NEN sind unter der Schleimhaut liegende Tumoren, die überall dort wachsen können, wo neuroendokrine – d.h. bestimmte Hormone produzierende – Zellen vorhanden sind. Häufig sind die im Verlauf der Erkrankung entstehenden Metastasen größer als der ursprüngliche Tumor.
Einteilung
Neuroendokrine Neoplasien werden einerseits in „neuroendokrine Tumoren“ (NET) und „neuroendokrine Karzinome“ (NEC) und andererseits in drei Klassen unterteilt: NET G1, NET G2, NET G3 und NEC G3, wobei die Zellteilungsrate von G1 bis G3 zunimmt. Diese Einteilung („Grading“) orientiert sich am Wachstumsverhalten (Proliferation) und der Biologie (Differenzierungsgrad, Zellteilungsaktivität) der Tumoren (WHO 2017):
- NET G1: sind gut differenziert (d.h., sie weisen hohe Übereinstimmung mit dem Ursprungsgewebe auf) und wachsen langsam (geringe Zellteilungsrate: unter drei Prozent).
- NET G2: sind gut differenziert, wachsen jedoch rascher (höhere Zellteilungsrate: drei bis 20 Prozent).
- NET G3: sind gut differenziert, zeigen jedoch ein sehr rasches Wachstum (hohe Zellteilungsrate: über 20 Prozent).
- NEC G3: sind schlecht differenziert, zeigen ein sehr rasches Wachstum und haben fast immer eine schlechte Prognose.
Darüber hinaus können NEN, die aus dem Magen-Darm-Bereich oder aus der Bauchspeicheldrüse stammen, auch mittels TNM-Klassifikation (Staging) beurteilt werden. Dieses basiert auf bildgebenden Verfahren (Ultraschall, CT, MRT, PET, Endoskopie und endoskopischem Ultraschall) oder dem operativen Befund und beschreibt die Ausdehnung des Primärtumors sowie das Vorhandensein von Lymphknoten- und Fernmetastasen (meist in der Leber). Grading und Staging sind für die Therapiewahl und die Prognose von erheblicher Relevanz.
Besondere Eigenschaften neuroendokriner Neoplasien
Primärtumoren unter zwei Zentimeter Größe haben häufig noch keine Metastasen gebildet. Bei größeren Primärtumoren ist die Erkrankung mit höherer Wahrscheinlichkeit schon weiter fortgeschritten. Lediglich bestimmte Formen im Zwölffingerdarm oder Dünndarm können bereits bei einer Größe von wenigen Millimetern mit Lymphknoten- oder Lebermetastasen einhergehen.
NEN können funktionell inaktiv oder aktiv sein, d.h. Hormone freisetzen. Um welche Hormone es sich dabei handelt, richtet sich nach dem Gewebe, von dem der Tumor abstammt.
NET wachsen meist langsam und haben eine bessere Prognose als schnell wachsende (drüsenbildende) Karzinome. Das langsame Wachstum erklärt, warum viele NET nicht oder nur ungenügend auf eine Chemotherapie ansprechen.