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Polyneuropathie

Polyneuropathien (PNP) sind Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Das bedeutet: die Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks sind betroffen. Polyneuropathien können verschiedene Ursachen haben. Auch die Verläufe dieser Nervenerkrankungen können sehr unterschiedlich sein. Wenn die Ursache erkannt wird, kann das Fortschreiten der Erkrankung in vielen Fällen verlangsamt werden. In manchen Fällen kann die Erkrankung gestoppt werden.

Oft sind die Symptome einer Polyneuropathie sehr belastend. Manchmal kann die Erkrankung sogar verhindert werden. Bei typischen Beschwerden sollten Betroffene daher so bald wie möglich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Die Behandlung von Schmerzen bei Polyneuropathien ist oft schwierig. Daher müssen mit der Ärztin/dem Arzt individuelle, realistische Therapieziele vereinbart werden.
 

Was ist eine Polyneuropathie?

Bei einer Polyneuropathie sind mehrere Nerven des peripheren Nervensystems geschädigt. Dadurch können Reize nicht oder nur mehr eingeschränkt an das zentrale Nervensystem weitergeleitet werden. Davon können verschiedene Systeme des Körpers betroffen sein.

  • Sensible PNP: Gefühlsreize
  • Motorische PNP: Muskeln
  • Vegetative PNP: Organfunktion

Es kommt in den betroffenen Bereichen des Körpers zu unterschiedlichen Störungen: Zum Beispiel treten Missempfindungen, Kribbeln oder Brennen in Armen und Beinen auf.  Berührungen und Schmerzreize werden nicht mehr richtig wahrgenommen. Oder die Funktion von Organen und Muskeln ist beeinträchtig. 

Meist beginnt eine PNP langsam, und die Störungen nehmen schleichend zu. Bleiben die Störungen länger als acht Wochen bestehen, spricht man von einer chronischen PNP.

Die Nervenerkrankung kann sich aber auch rascher, innerhalb weniger Wochen, entwickeln: z.B. als Folge eines Guillain-Barré-Syndroms

Welche Ursachen kann eine Polyneuropathie haben?

Die Ursachen der Polyneuropathien sind vielfältig. Mögliche Ursachen sind:

  • Diabetes mellitus (häufigste Ursache),
  • Alkoholkrankheit
  • Engstelle im Bereich der Lendenwirbelsäule (Spinalkanalstenose)
  • Lebererkrankungen
  • Mangelernährung: Beriberi, Pellagra, Zöliakie, Vitaminmangel (B1, B6, B12, Folsäure)
  • Giftige Substanzen, z.B. Schwermetalle 
  • Unerwünschte Wirkungen von Medikamen­ten
  • Infektionen: z.B. Borreliose, Syphilis, Varizella-Zoster-Viren, HIV  
  • Hormonelle Ursachen: Schilddrüsenunterfunktion (Hypo­thyreose), 
  • Autoimmunerkrankungen: z.B. Guillan-Barre-Syndrom, chronisch in­flam­ma­to­rische demyelinisie­rende Polyneuro­pathie (CIDP), Sarkoidoserheumatoi­de Ar­thritis 
  • Krebserkrankungen: Bronchi­alkarzinom, Mamm­akarzinom, Leukämie
  • Erbkrankheit: her­editä­re motorisch-sensi­ble Neuro­pathie

Hinweis

Bei etwa einem Viertel der Polyneuropathie-Erkrankungen kann die Ursache nicht festgestellt werden.

Welche Symptome können auftreten?

Bei Polyneuropathien sind – je nach Ursache und Stadium – verschiedene Teile des peripheren Nervensystems geschädigt. Je nachdem treten unterschiedliche Symptome auf.

Mögliche Symptome sind z.B.:

  • Störungen sensibler Nerven
  • Störun­gen motorischer Nerven, z.B. verminderte Reflexe, Muskelschwund, Gangunsicherheit
  • Vegetative Aus­falls­er­schei­nun­gen: z.B. Pupillenstörung, strukturelle Gewebsveränderung, Kreislaufprobleme, Blasenent­leerungs­störung, Erekti­ons­störung

Störungen sensibler Nerven

In den meisten Fällen sind zu Beginn der Erkrankung die sensiblen Nerven betroffen. Sie nehmen Gefühlsreize auf und leiten diese zum Gehirn. Dadurch können z.B. Temperatur, Berührungen und Schmerz wahrgenommen werden. Häufig sind anfangs die Nerven im Bereich der Füße und Unterschenkel bzw. der Hände und Unterarme betroffen. Dabei treten meist gleichmäßige Gefühlsstörungen auf. Die Gefühlsstörungen breiten sich im weiteren Verlauf Richtung Körperzentrum aus. Seltener beginnen sie im Bereich der Schultern bzw. der Hüfte und breiten sich zu den Händen bzw. Füßen aus. Auch an Kopf oder Rumpf können Gefühlsstörungen auftreten.

Sie betreffen

  • Berührungsreize,
  • Temperaturreize,
  • Schmerzempfinden und
  • Tiefensensibilität: Wahrnehmung von Lage, Bewegung im Raum und Vibrationen.

Aufgrund der herabgesetzten Schmerzwahrnehmung kommt es häufiger zu Verletzungen. Wunden – v.a. im Bereich der Füße – werden oft erst spät erkannt.

 

Hinweis

Betroffene mit herabgesetztem Berührungsempfinden der Füße und eingeschränkter Tiefensensibilität leiden häufig unter Schwindel, v.a. im Dunklen.

Zusätzlich können durch die Nervenschädigung Schmerzen entstehen. Sie werden als brennend, schneidend, stechend oder „kribbelnd“ (Ameisenlaufen) beschrieben. Die Schmerzen können sehr belastend sein und zu Schlafstörungen und Depressionen führen. Manchmal werden Schmerzen von Muskelkrämpfen begleitet.

Störungen motorischer Nerven

Diese Nerven steuern die Muskelbewegungen. Sie sind seltener zu Beginn der Erkrankung betroffen, meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Dabei treten Muskellähmungen auf.

Hinweis

Bei einer Schädigung der sensiblen bzw. motorischen Nerven der Füße kann eine Gangunsicherheit entstehen. Betroffene neigen vermehrt zu Stürzen.

Störungen des vegetativen Nervensystems

Dieser Anteil des Nervensystems reguliert u.a. die Organfunktionen, die Weite von Blutgefäßen und die Schweißproduktion. Störungen des vegetativen Nervensystems treten nur bei wenigen Polyneuropathien von Anfang an auf. Wenn sie sich entwickeln, dann meist erst in einem späten Stadium. Typische Folgen sind z.B. Schwindel und Kollapsneigung bei Lageänderung (z.B. beim Aufstehen aus dem Bett), Verdauungsbeschwerden oder eine gestörte Schweißbildung.

Störungen der Hirnnervenfunktionen

Bei einigen Erkrankungen können auch Hirnnerven geschädigt werden. Als mögliche Folgen können u.a. folgende Symptome auftreten:  

Hinweis

Ein medizinischer Notfall liegt vor, wenn Gefühlsstörungen und Lähmungen plötzlich auftreten, sich rasch verschlechtern, sich zusätzlich Fieber und/oder starke Kopfschmerzen entwickeln, epileptische Anfälle und/oder Bewusstseinsstörungen auftreten. In diesem Fall: rasch die Rettung (144) verständigen.

Welche Formen und Verläufe von Polyneuropathie gibt es?

Je nach Ursache und Schwere bzw. Behandlungsmöglichkeiten der zugrunde liegenden Erkrankung sind unterschiedliche Verläufe einer Polyneuropathie möglich.

  • Meist beginnt eine Polyneuropathie langsam, und die Störungen nehmen schleichend zu. Dieser Verlauf ist z.B. bei diabetischer Polyneuropathie typisch. Bleiben die Störungen länger als acht Wochen bestehen, spricht man von einer chronischen Polyneuropathie.
  • Die Nervenerkrankung kann sich aber auch rascher, innerhalb weniger Tage oder Wochen, entwickeln. Dieser Verlauf ist z.B. bei Guillain-Barré-Syndrom typisch. Diese Formen werden in der Medizin als akute oder subakute Polyneuropathie bezeichnet.
  • Polyneuropathien können sich teilweise zurückbilden, z.B. manchmal nach Chemotherapie.
  • Polyneuropathien können sich immer weiter verschlechtern, z.B. bei weiter bestehendem hohem Alkoholkonsum.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Zu Beginn erhebt die Ärztin/der Arzt die Krankengeschichte. Dabei ist z.B. das Vorhandensein von Erkrankungen wie eines Diabetes mellitus oder einer Alkoholabhängigkeit von Interesse. Auch Aufenthalte im Ausland und Infektionen bzw. ein möglicher Kontakt mit einer neurotoxischen Substanz kurz vor oder während des Auftretens der Beschwerden können wichtige Hinweise auf die Ursache liefern. Zusätzlich informiert sich die Ärztin/der Arzt, ob ähnliche Beschwerden bei Verwandten bekannt sind. Genaue Auskünfte über die Art der Beschwerden können eventuell weitere Hinweise auf eine bestimmte Ursache sowie die Schwere der Erkrankung liefern. Laboruntersuchungen des Blutes liefern weitere Informationen über mögliche Ursachen.

Körperliche Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung überprüft die Ärztin/der Arzt verschiedene Nerven- bzw.Muskelfunktionen. Dabei sind vor allem die Überprüfung der Gefühlswahrnehmung, des Lagesinns, der Muskelkraft und der Muskeleigenreflexe (s.u.) von Interesse. Zusätzlich achtet die Ärztin/der Arzt auf mögliche körperliche Merkmale – z.B. Abnahme der Muskelmasse einzelner Muskeln bzw. auffällige Haut- oder Organveränderungen. Auch weitere Untersuchungen (z.B. bestimmte Blutdruck- oder Herzfrequenzmessungen) werden – wenn nötig – durchgeführt.

Untersuchung der Gefühlswahrnehmung (Sensibilität):

  • Berühren der Haut mit einem spitzen und einem stumpfen bzw. einem kalten und einem warmen Gegenstand – oft kann bei einer Polyneuropathie kein Unterschied wahrgenommen werden.
  • Berührung mit einer schwingenden Stimmgabel – häufig werden Vibrationen nicht wahrgenommen.
  • Überprüfen der Standfestigkeit, des Gangbildes und gezielter Bewegungen bei geschlossenen Augen.

Untersuchung der Muskelkraft:

Hierbei müssen bestimmte Muskelgruppen gegen den Widerstand der Untersucherin/des Untersuchers angespannt werden. Wenn eine Muskelschwäche (Lähmung) vorliegt, kann die Muskelspannung nicht ausreichend aufgebaut bzw. gehalten werden.

Überprüfung der Reflexe:

Während die Patientin/der Patient die Beine und die Arme locker hängen lässt, schlägt die Ärztin/der Arzt vorsichtig mit einem Reflexhammer gegen bestimmte Muskelsehnen. Dadurch wird der betroffene Muskel dazu aktiviert, sich anzuspannen (Muskeleigenreflex). Bei einer Polyneuropathie können Muskeleigenreflexe in den betroffenen Regionen häufig nur abgeschwächt bzw. gar nicht ausgelöst werden.

Weitere Untersuchungen

Zusätzlich können elektrophysiologische Untersuchungen vorgenommen werden. Dazu zählen die Elektroneurographie (ENG) und die Elektromyographie (EMG). Mit diesen Untersuchungen werden elektrische Nerven- bzw. Muskelaktivitäten gemessen. Ergebnisse dieser Untersuchungen können Hinweise auf die Schwere der Nervenschädigung bzw. mögliche Ursachen liefern.

Gewebsuntersuchung

Manchmal ist die Durchführung einer Biopsie von Nerven- oder Hautgewebe bzw. eine Liquorpunktion notwendig. Bei einer Liquorpunktion wird unter sterilen Bedingungen mit einer Hohlnadel Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit) aus dem Rückenmarkskanal im Bereich der Lendenwirbelsäule entnommen.

Genetische Untersuchungen

Einsatz einer genetischen Untersuchung kann bei positiver Familienanamnese für PNP oder bei typischen Zeichen (Hohlfuß, Krallenzehen), auch bei sporadischem Auftreten in der Familie, sinnvoll sein. Die Ausschlussdiagnostik von anderen, insbesondere entzündlichen Formen der PNP ist wichtig. Bei einem charakteristischen klinischen Bild, jungem Manifestationsalter sowie positiver Familienanamnese kann die Diagnose einer hereditären (vererbten) Neuropathie gestellt werden.

Wie erfolgt die Behandlung der Polyneuropathie?

Wenn möglich, wird die Ursache der Polyneuropathie behandelt.

Wird die Polyneuropathie durch eine nervenschädigende Substanz verursacht, muss diese vermieden werden.

Bei einer entzündlichen Ursache auf autoimmunologischer Basis wird mit Immunsuppressiva, z.B. mit Kortison oder mit Immunmodulatoren, z.B. Immunglobulinen, behandelt. Wenn eine Entzündung durch ein Bakterium (z.B. Borrelien) verursacht wird, erfolgt eine antibiotische Therapie.

Die medikamentöse Schmerzbehandlung von Polyneuropathien kann sich sehr schwierig gestalten. Häufig kann durch die Schmerzbehandlung zwar eine Linderung der Schmerzen, jedoch keine vollkommene Schmerzfreiheit erreicht werden.

Als realistische Therapieziele gelten z.B.:

  • Schmerzabschwächung um 30 bis 50 Prozent,
  • Verbesserung der Schlafqualität,
  • Verbesserung der Lebensqualität,
  • Erhaltung der sozialen Aktivität und des Aufrechterhaltens sozialer Beziehungen sowie
  • Erhaltung der Arbeitsfähigkeit.

Schmerzen können u.a. mit folgenden Medikamenten behandelt werden:

Hinweis

Ein Medikament zur Schmerzbehandlung bei einer Polyneuropathie muss mindestens zwei bis vier Wochen lang eingenommen werden, bevor festgestellt werden kann, ob es zufriedenstellend wirkt.

Physio- und Ergotherapie zielen u.a. auf die Verhinderung von Haltungsschäden bzw. fehlerhaften Bewegungsabläufen ab. Dadurch können sie ebenfalls zu einer Schmerzreduktion führen. Auch die Therapie mit einem TENS-Gerät kann hilfreich sein.

Bei einer Muskellähmung können unterstützende Orthesen (Schienen), Muskelstimulatoren sowie Gehhilfen das Leben der Betroffenen erleichtern.

Da bei einer Polyneuropathie im Bereich der Füße und Beine das Risiko für die Entstehung von Fußgeschwüren erhöht ist, sollten die Füße regelmäßig gepflegt und auf Wunden kontrolliert werden.

Polyneuropathien sind meist auch psychisch sehr belastend und können das Sozialleben einschränken. Betroffene profitieren dann häufig von einer Psychotherapie beziehungsweise psychologischen Behandlung.

Wohin kann ich mich wenden?

Wenn sich Beschwerden langsam entwickeln und nur leicht ausgeprägt sind, können Sie sich an die Hausärztin oder den Hausarzt zur Abklärung der Beschwerden wenden. Zur genaueren Abklärung kann eine Überweisung an eine Fachärztin oder einen Facharzt für Neurologie bzw. eine neurologische Ambulanz erfolgen.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen.

Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 10. Juni 2022

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Dr. Wilfried Lang, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie

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