Suizid-Vorurteile
Vorurteil 1
Falsch: Wer von Suizid redet, nimmt sich nicht das Leben.
Richtig: Die meisten Suizide werden angekündigt. Sie werden direkt angekündigt, z.B. durch Aussagen wie: „Ich bringe mich um“, oder indirekt, etwa durch Aussagen wie: „Ich will nicht mehr“. Es ist wichtig zu wissen, dass jede Ankündigung eines Suizids ein Zeichen für eine Notsituation ist. Diese sollte daher immer ernst genommen und die betreffende Person darauf angesprochen werden.
Vorurteil 2
Falsch: Ansprechen auf Suizidgedanken ist gefährlich.
Richtig: Bringt man einen Menschen erst recht auf die Idee, sich das Leben zu nehmen, wenn man Suizidgedanken anspricht? Diese Befürchtung ist unbegründet. Kein Mensch nimmt sich das Leben, weil er auf Suizidgedanken angesprochen wurde. Im Gegenteil: Für gewöhnlich reagieren Menschen erleichtert, wenn sie offen mit jemandem über diese Gefühle und Gedanken sprechen können. Fragen Sie nach, wenn Sie den Eindruck haben, dass sich jemand das Leben nehmen will!
Vorurteil 3
Falsch: Wer sich wirklich das Leben nehmen möchte, ist nicht aufzuhalten.
Richtig: Suizidale Menschen durchlaufen eine Phase der Zwiespältigkeit und sind hin und her gerissen zwischen Leben und Tod. Gerade in dieser Phase sind Betroffene für Hilfe zugänglicher. Erst bei Entschlussfassung zum Suizid ist es schwierig, die betroffene Person von ihrem Vorhaben abzuhalten. Dennoch ist es auch dann möglich, durch das Ansprechen der Suizidgedanken und Mobilisieren von Hilfsangeboten einen Suizid oder Suizidversuch zu verhindern.
Vorurteil 4
Falsch: Wer an Suizid denkt, ist nicht „normal“.
Richtig: Die meisten Menschen befinden sich irgendwann einmal in ihrem Leben in einer Krise. In dieser denken sie zum Beispiel, es sei besser, nicht mehr zu leben. Das kann etwa in einer Situation sein, die unüberschaubar ist und aussichtslos erscheint. In solchen Situationen an Suizid zu denken, kann häufig vorkommen. Wenn diese Gedanken längere Zeit bestehen, sich aufdrängen oder es zur Planung eines Suizids kommt, ist professionelle Hilfe notwendig.
Vorurteil 5
Falsch: Wer einen Suizidversuch überlebt, macht das mit Sicherheit nie wieder.
Richtig: Nach einem Suizidversuch besteht ein erhöhtes Risiko, erneut suizidal zu werden. Daher ist es wichtig, auch nach einem versuchten Suizid weiterhin bei schwierigen Lebenssituationen nach dementsprechenden Gedanken oder Gefühlen von Betroffenen zu fragen.
Vorurteil 6
Falsch: Zu Weihnachten oder im grauen November gibt es die meisten Suizide.
Richtig: Die meisten Suizide ereignen sich in Österreich für gewöhnlich im Frühling, während die Zahl zu Weihnachten oder Neujahr eher gering ist.
Vorurteil 7
Falsch: Suizide ereignen sich hauptsächlich in der Stadt, nicht auf dem Land.
Richtig: Hinsichtlich der Zahl der Suizide gibt es innerhalb eines Landes starke regionale Unterschiede. Die Suizidrate ist auf dem Land für gewöhnlich höher als in großen Städten. Der Grund hierfür könnte die höhere Dichte an psychosozialer Versorgung in Städten sein.
Vorurteil 8
Falsch: Wer Suizidgedanken hat, wird sein ganzes Leben daran denken.
Richtig: Suizidgedanken entstehen oft in Krisensituationen oder etwa im Rahmen einer Depression. Wird die Krise bewältigt oder der Umgang mit der neuen Lebenssituation gemeistert bzw. ist die Depression überstanden, so verschwinden für gewöhnlich auch die Suizidgedanken.
Vorurteil 9
Falsch: Ein Suizidversuch ist nur Erpressung.
Richtig: Suizidankündigungen und Suizidversuche sind Ausdruck der Not der Betroffenen und deren Bedürfnis, diese mitzuteilen. Durch professionelle Hilfe können sowohl die oder der Betroffene als auch die Menschen im nahen Umfeld entlastet werden. Für Angehörige ist Unterstützung durch professionelle Hilfe ebenfalls möglich.
Tipp
Auf der Website http://bittelebe.at/#videotipps kann man sich ein Video zu Suizid-Vorurteilen unter „Gängige Vorurteile“ ansehen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 25. Juni 2025
- Gesundheit Österreich GmbH
- In Kooperation mit Medizinischer Universität Wien, Zentrum für Public Health, Unit Suizidforschung & Mental Health Promotion
- Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Kriseninterventionszentrum Wien