Bewältigung einer suizidalen Krise
Inhaltsverzeichnis
Was kann ich tun, um eine suizidale Krise zu bewältigen?
In Krisenzeiten hilft es, in kleinen Schritten zu denken. Überlegen Sie konkrete Aufgaben oder bewusste Ablenkungen, und planen Sie Tag für Tag. Es ist hilfreich, den Tagesablauf möglichst gut zu füllen, sodass nicht viel Zeit ohne Aktivitäten übrig bleibt.
Folgende praktische Maßnahmen können den Leidensdruck vermindern, Stress abbauen und Suizidgedanken entgegenwirken.
- Spazierengehen bzw. Zeit im Freien bzw. in der Natur verbringen
- Familie, Freundinnen oder Freunde treffen
- Musik hören, die Ihnen gefällt
- Dinge tun, die man mag und bei denen es einem gut geht: z.B. Malen, Zeichnen, Schreiben, Kochen, Singen, Tanzen, Lieblingsfilme ansehen, interessante Bücher lesen etc.
- Bewegung machen
- Dinge tun, in denen Sie einen Sinn erkennen können. Zum Beispiel sich sozial engagieren bzw. sich für etwas Wichtiges einsetzen
- Ein Vollbad oder eine Dusche zur Entspannung nehmen
- Sich etwas Schönes gönnen und es genießen
Erinnern Sie sich daran, was Ihnen in früheren schwierigen Lebensmomenten geholfen hat: Dabei können Ihnen folgende Fragen helfen: Was ist hilfreich, angenehm oder entspannend? Welche Orte tun Ihnen gut? Wer kommt für ein gutes Gespräch infrage?
Zudem kann es hilfreich sein, Entspannungstechniken anzuwenden, wenn Sie damit gute Erfahrungen haben. Diese können helfen, in schwierigen Zeiten bei Kräften zu bleiben oder sie wieder zu erlangen. Einige Beispiele dafür finden Sie unter Stress bewältigen.
Hinweis
Bei den genannten Tätigkeiten können auch heftige Gefühle aufkommen. Sprechen Sie darüber mit jemandem, dem Sie vertrauen, oder einer professionellen Helferin bzw. einem professionellen Helferin. Machen Sie das, was Ihnen persönlich wirklich guttut.
Achten Sie auch darauf, was Ihnen nicht guttut, was Sie nicht gerne machen. Meiden Sie Aktivitäten, die Sie im Moment überfordern bzw. noch mehr aus dem Gleichgewicht bringen könnten.
Mentale Unterstützung
Wenn es Ihnen gelingt, Ihre Gedanken positiv zu beeinflussen, können Sie sich damit gut selbst unterstützen:
- Wenn Sie verzweifelt sind, ist es wichtig zu wissen, dass andere die gleichen oder ähnliche seelische Krisen durchmachen oder erlebt haben. Ehemals suizidgefährdete Menschen sind in der Regel froh, noch am Leben zu sein.
- Denken Sie zurück an eine Zeit in Ihrem Leben, in der Sie eine ähnliche bzw. schwere Krise bewältigen mussten. Was haben Sie getan, um diese schwierige Situation in den Griff zu bekommen? Können Sie jetzt etwas davon anwenden?
- Was würden Sie einer befreundeten Person sagen wollen, wenn diese gerade eine ähnliche Erfahrung machen würde? Was glauben Sie, könnte ihr helfen? Schreiben Sie es auf.
- Denken Sie an eine Zeit, in der es Ihnen besser ging als jetzt. Wie fühlte sich das an? Konzentrieren Sie sich auf die Gefühle von damals, und schreiben Sie diese auf.
- Es kann helfen, an Menschen zu denken, die Ihnen etwas bedeuten. Zum Beispiel Ihre Kinder, Ihre Partnerin bzw. Ihr Partner oder Freundinnen bzw. Freunde.
Hinweis
Beachten Sie: Es kann sein, dass es zurzeit nicht möglich ist, sich positiven Inhalten zuzuwenden. Das kann u.a. dann der Fall sein, wenn Sie starke Verzweiflung erleben und Ihre Stimmung sehr niedergeschlagen ist. Nützen Sie andere Möglichkeiten der Hilfestellung wie professionelle Hilfe suchen.
Hilfe bei Schlafstörungen
Schlafstörungen haben viele Ursachen. Sie können auch bei psychischen Problemen bzw. in Krisen auftreten. Achten Sie darauf, ob Sie nachts schlafen können. Bei körperlichen Erkrankungen oder nach Verletzungen braucht der Mensch viel Schlaf, um sich zu erholen und zu genesen. Das Gleiche gilt für seelische Schmerzen und psychisches Leid.
Informationen über allgemeine Maßnahmen für einen guten Schlaf finden Sie unter Gut schlafen.
Sollten Sie dennoch nicht schlafen können, machen Sie Entspannungsübungen. Denken Sie an die positiven Dinge, die andere in Ihnen oder in Ihrem Leben sehen könnten, und versuchen Sie, Gedankenkreisen zu unterbrechen.
Auch medikamentöse Unterstützung ist möglich, damit Sie wieder besser schlafen können. Oft ist das ein wichtiger Schritt, um die Kraft und Fähigkeit zur Bewältigung der Krise wiederzuerlangen. Wenden Sie sich dafür an eine Ärztin oder einen Arzt. Nähere Informationen finden Sie unter Schlafstörungen.
Kein Alkohol, keine Drogen, keine Suizidhilfsmittel!
Trinken Sie keinen oder möglichst wenig Alkohol, und nehmen Sie keine Drogen: Unter Einfluss von Alkohol oder Drogen wird Ihre Vernunft beeinträchtigt. Gefühle können sehr intensiv erlebt werden, und es besteht erhöhte Gefahr, impulsiv zu handeln. Wenn Sie sich schlecht fühlen, dann wird durch Alkohol oder Drogen auch die negative Sicht auf das Leben verstärkt. Das erhöht die seelische Verletzlichkeit und wirkt einer guten Bewältigung einer Krise entgegen.
Wenn möglich, beseitigen Sie zudem alle Suizidmittel, die Sie in Betracht gezogen haben! Vermeiden Sie Orte, die Sie sich bei Suizidgedanken vorgestellt haben! Das kann die Suizidgedanken in besonders schwierigen Phasen verringern.
Unterstützung durch andere
Achten Sie darauf, bei aufkommenden Suizidgedanken nicht allein zu sein. Kontaktieren Sie jemanden, mit dem Sie darüber sprechen können: ein Familienmitglied oder eine Freundin bzw. einen Freund oder professionelle Ansprechstellen, etwa eine Notrufnummer.
Über die eigenen Probleme zu reden, sie in Worte zu fassen, ist oft der erste Schritt aus der Krise. Durch das Aussprechen werden Probleme oft klarer erkennbar. Es ist dann einfacher, gegen die Suizidgedanken anzukämpfen und neue Wege des Umgangs mit den Gedanken und der Situation zu erarbeiten. Hilfestellung dafür finden Sie unter Wie spreche ich über Suizidgedanken?
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 25. Juni 2025
- Gesundheit Österreich GmbH
- In Kooperation mit Medizinischer Universität Wien, Zentrum für Public Health, Unit Suizidforschung & Mental Health Promotion
- Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Kriseninterventionszentrum Wien