Was sollen Angehörige (nicht) tun?
Inhaltsverzeichnis
Wie beginne ich ein heikles Gespräch?
Ein offenes Gespräch ist meist ein ganz wichtiger erster Schritt zur Bewältigung der Krise. Eine Möglichkeit für einen Gesprächsanfang könnte dabei lauten: „Ich habe den Eindruck, dass es dir sehr schlecht geht, möchtest du mit mir darüber reden?“
Wenn die betroffene Person nicht zugänglich für ein Gespräch sein sollte, können Sie selbst Rat und Hilfe bei professionellen Hilfseinrichtungen suchen. Oft ergibt sich mithilfe von professioneller Unterstützung ein neuer Ansatzpunkt für ein Gespräch mit der betroffenen Person bzw. für das weitere Vorgehen.
Wenn Sie das Gefühl haben, eine suizidale Handlung steht unmittelbar bevor und Ihre Bemühungen verbessern die Situation nicht, verständigen Sie umgehend die Polizei unter der Telefonnummer 133. Diese ruft dann die Rettung. Scheuen Sie nicht davor zurück, für sich selbst ebenfalls Hilfseinrichtungen in Anspruch zu nehmen, wenn Sie sich unsicher oder von der Situation überfordert fühlen. Es ist absolut verständlich, in einer solchen Lage Hilfe zu benötigen!
Was soll ich tun, wenn jemand suizidgefährdet ist?
- Nehmen Sie Suizidandeutungen und Suizidankündigungen ernst.
- Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Gegenüber hat Suizidgedanken, fragen Sie offen nach. Zum Beispiel: „Bist du so verzweifelt, dass du schon daran gedacht hast, dir das Leben zu nehmen?“
- Hören Sie der betroffenen Person zu.
- Seien Sie offen und ehrlich, und sprechen Sie auch eigene Gefühle an. Zum Beispiel: „Ich mache mir große Sorgen um dich und würde dir gerne dabei helfen, Hilfe zu organisieren.“
- Holen Sie sich Rat und Hilfe von professionellen Hilfseinrichtungen.
- Ermutigen Sie die betroffene Person, sich professionelle Hilfe zu suchen. Zum Beispiel: „Ich weiß eine Stelle, die dir helfen kann.“
- Entfernen Sie Gegenstände, mit denen sich die betroffene Person verletzen oder schaden könnte – etwa Messer, Seile, Medikamente bzw. Drogen, eventuell auch Autoschlüssel. Um Konflikte mit der betroffenen Person zu vermeiden, sollte dieser Schritt in Absprache mit ihr erfolgen.
- Wirkt die betroffene Person plötzlich unerwartet entspannt, dann sollten Sie hellhörig werden. Menschen, die sich nach einigem Durchringen für einen Suizid entschieden haben, wirken oft ruhiger. Fragen Sie nach!
Worauf sollte ich bei Kindern und Jugendlichen achten?
- Bei Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, Folgendes zu vermitteln: Grundsicherheit, Fehler als Teil des Lebens und Liebenswürdigkeit trotz Fehlern oder weniger Leistungsfähigkeit.
- Erzählen Sie Kindern und Jugendlichen von Momenten, in denen es Ihnen schlecht gegangen ist. Beschreiben Sie, wie es sich angefühlt hat, keinen Ausweg zu sehen, und wie Sie doch einen gefunden haben. Achten Sie dabei unbedingt darauf, nicht die eigene Last bei Ihrem Kind abzuladen. Es geht dabei darum, dem Kind eine Perspektive zu bieten, dass schwierige Situationen wieder vorbeigehen.
Bei Kindern und Jugendlichen ist es zudem wichtig, die Bindung zu stärken. Schaffen Sie darum Situationen, in denen ohne Druck die Möglichkeit besteht, einfach zusammen zu sein: z.B. spielen, spazieren gehen, nach dem Essen sitzen bleiben etc.
Was soll ich NICHT tun?
- Vermeiden Sie moralisierende Vorhaltungen, Belehrungen oder vorschnelle Ratschläge. Zum Beispiel: „Das hätte ich nicht von dir erwartet“ oder „Lass dich nicht so hängen“ bzw. „Das ist doch kein Grund, sich umzubringen“.
- Vermeiden Sie einfache Aufmunterungen oder vorschnelles Trösten. Zum Beispiel: „Kopf hoch!“ bzw. „Morgen ist alles wieder gut“ oder „Das ist doch alles kein Problem“.
- Lassen Sie die betroffene Person bei akuter Suizidgefahr nicht alleine!
- Machen Sie keine vorschnellen Versprechungen. Treffen Sie keine Abmachungen, an die Sie sich selbst nicht halten können.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 25. Juni 2025
- Gesundheit Österreich GmbH
- In Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien, Zentrum für Public Health, Unit Suizidforschung & Mental Health Promotion
- Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Kriseninterventionszentrum Wien