
Erste Hilfe für Hinterbliebene nach Suizid
Die Gründe für einen Suizid sind individuell verschieden und manchmal für Hinterbliebene in gewisser Weise nachvollziehbar. In vielen Fällen bleiben die Angehörigen jedoch ratlos zurück. Um diese schwere Zeit gut zu überstehen, ist es wichtig, sich Hilfe zu holen.
Sie sind nicht alleine
Etwa 1.200 Menschen nehmen sich jedes Jahr in Österreich das Leben. Dazu zählen Frauen und Männer jeden Alters sowie Jugendliche (selten auch Kinder) in unterschiedlichsten Lebenssituationen. Laut Schätzungen bleiben bei jedem Suizid mindestens drei bis fünf nahe Bezugspersonen als Hinterbliebene zurück. Somit dürften in Österreich in den letzten zehn Jahren ungefähr zwischen 36.000 und 60.000 Menschen von den Folgen des Suizids eines nahe stehenden Menschen betroffen gewesen sein.
Schock und Trauer
Seelische und körperliche Reaktionen nach dem plötzlichen Verlust eines nahen Menschen sind vollkommen normal. Zu Beginn des Trauerprozesses stehen meist viele widersprüchliche Gedanken und Gefühle wie etwa:
Trauer
Wut
heftiges Weinen
Unwirklichkeitsgefühl
innere Leere bzw. Zerrissenheit
Abgestumpftheit
Schreck
starker seelischer Schmerz
Scham
Schuldgefühle
Fassungslosigkeit
In den ersten Tagen kann es auch zu Schlaflosigkeit, Schüttelfrost, Appetitmangel, Kopf- und Gliederschmerzen kommen.
Holen Sie sich Unterstützung
Um diese schwere Phase gut zu überstehen, ist die Nähe von Menschen hilfreich, die Trauer und Schock mit Ihnen gemeinsam aushalten können. Ob im Freundeskreis, der Familie oder der Nachbarschaft – überlegen Sie, wen Sie um sich haben und um Hilfe bitten möchten. Zögern Sie nicht, sich Unterstützung zu holen! Versuchen Sie zu sagen, was Sie brauchen. Meist ist bereits die Gegenwart eines geschätzten Menschen eine große Hilfe. Gehen Sie Schritt für Schritt möglichst gemeinsam mit der unterstützenden Person die wichtigsten Anliegen für die nächsten Tage durch (z.B. Kinderbetreuung, Organisatorisches). Auch die Selbstfürsorge spielt in diesem Zeitraum eine besonders wichtige Rolle. Dazu gehört auch, gut abzuwägen, was Sie sich in diesen Tagen zutrauen möchten und was nicht.
Wenn Sie das Gefühl haben, mit Personen Ihres Umfeldes nicht reden zu können, sollten Sie sich dringend professionelle Gesprächspartnerinnen/Gesprächspartner suchen. Mögliche Ansprechstellen finden Sie unter Krisentelefone & Notrufnummern sowie unter Kriseneinrichtungen und psychosoziale Hilfsangebote.
Kommt es zu einem „Nervenzusammenbruch“, ist umgehend ärztliche Hilfe erforderlich.
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Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
zuletzt aktualisiert 26.11.2019
Erstellt durch die Gesundheit Österreich GmbH.
Freigegeben durch Redaktion Gesundheitsportal
Letzte Expertenprüfung durch Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Thomas Niederkrotenthaler, PhD MMSc; Ass.-Prof. Mag. Dr. Benedikt Till
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