Unterschiedliche Gründe können dazu führen, dass im Laufe einer natürlichen Geburt medizinische Maßnahmen notwendig werden. Wenn die Geburt nicht vorangehen will, die Mutter sehr erschöpft ist oder andere Komplikationen auftreten, muss die Hebamme bzw. die Ärztin oder der Arzt unter Umständen unterstützend eingreifen.
Die Wehentätigkeit setzt normalerweise spontan ein. In bestimmten Fällen kann es notwendig sein, die Geburt künstlich einzuleiten. Dazu zählen u.a.:
Die Ärztin oder der Arzt bespricht mit der werdenden Mutter die Möglichkeiten der Geburtseinleitung und klärt über Vor- und Nachteile bzw. mögliche Risiken auf.
Ärztinnen und Ärzte können unterschiedliche Verfahren einsetzen, um eine Geburt einzuleiten. Häufig wird die Geburt medikamentös mittels künstlicher Hormone wie Prostaglandine oder selten mit Oxytocin eingeleitet.
Eine Geburt kann jedoch auch mechanisch z.B. durch einen Ballonkatheter oder eine Amniotomie eingeleitet werden.
Die Einleitung der Geburt kann auch mittels alternativer Methoden wie Akupunktur unterstützt werden. Für alternative Methoden der Geburtseinleitung gibt es jedoch keine evidenzbasierten Daten, die die Wirksamkeit belegen.
Zu den seltenen Nebenwirkungen der medikamentösen Weheneinleitung gehört der sogenannte Wehensturm. Dabei treten die Wehen zu stark oder zu häufig auf, weil die Gebärmutter übermäßig stimuliert wurde. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, vorzeitige Plazentalösung, Uterusruptur und Blutdruckanstieg sind weitere mögliche Nebenwirkungen.
Der Zeitpunkt der Geburtseinleitung muss sorgfältig gewählt werden. Zudem müssen Nutzen und Nachteile gegeneinander abgewogen werden. Expertinnen und Experten empfehlen eine Geburtseinleitung spätestens bis 41+3 Schwangerschaftswochen.
Die Einleitung der Geburt bedeutet nicht, dass danach alles ganz schnell geht. Oft sind Frauen überrascht, wie lange es nach der Einleitung noch dauert, bis das Baby auf der Welt ist.
Hat die Geburt zwar von allein begonnen, geht aber nur sehr langsam voran, kann eine Wehenförderung notwendig sein. Bei einer Wehenschwäche treten die Wehen zu selten, zu kurz oder zu schwach auf. Eine Wehenschwäche kann in allen Geburtsphasen auftreten.
Mehr zum Thema finden Sie unter: Geburtskomplikationen
Manchmal benötigen Kinder auf ihrem Weg durch den Geburtskanal Hilfe. Kommt die Geburt nicht mehr voran und liegt der Kopf des Kindes schon tief im Becken, können Ärztinnen und Ärzte eine Saugglocke oder eine Geburtszange einsetzen und dem Kind damit auf die Welt helfen. Die Geburt kann so beschleunigt und eventuelle Komplikationen können vermieden werden. Obwohl keine Operation im eigentlichen Sinne stattfindet, werden die Saugglocken- und die Zangengeburt zu den vaginal-operativen Entbindungsverfahren gezählt.
Die Saugglocke und die Geburtszange kommen zum Einsatz, wenn in der Austrittsperiode der Geburt Komplikationen auftreten. Mögliche Gründe können sein:
Damit die Ärztin oder der Arzt eine Saugglocken- oder Zangengeburt durchführen kann, müssen u.a. folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
Ist das nicht der Fall und liegt das Kind noch relativ hoch, muss ein sekundärer Kaiserschnitt – wenn die Situation bedrohlich erscheint ein Akutkaiserschnitt – vorgenommen werden.
Bei der Saugglockengeburt oder Vakuumextraktion wird eine kleine, speziell geformte Saugglockenschale auf dem Kopf des Kindes angelegt. Die Schale kann aus Metall oder Silikon bestehen. Diese ist über einen Schlauch mit einer Vakuumpumpe verbunden, sodass sich die Glocke an der Kopfhaut des Kindes festsaugt.
Parallel zu den Wehen der Mutter kann die Ärztin oder der Arzt langsam ziehen, bis der Kopf des Kindes ausgetreten ist. Danach wird die Saugglocke langsam entfernt, und der Rest des kindlichen Körpers kann normal geboren werden.
Die in der Geburtshilfe nur noch sehr selten eingesetzte Geburtszange besteht aus zwei löffelförmigen Hälften, die einzeln in die Scheide eingeführt und vorsichtig um den Kopf des Kindes gelegt werden. Die Ärztin oder der Arzt ertastet, ob keine mütterlichen Weichteile – wie Muttermund oder Scheide – eingeklemmt sind. Mit jeder Presswehe zieht die Ärztin oder der Arzt das Kind anschließend vorsichtig aus dem Geburtskanal. Ist der Kopf des Kindes geboren, wird die Zange abgenommen, und der Rest des Kindes kann normal geboren werden.
Bevor die Ärztin oder der Arzt einen Eingriff mit der Saugglocke bzw. mit der Geburtszange vornimmt, klärt sie oder er die Gebärende über den Eingriff auf, sofern noch genügend Zeit dafür besteht. Danach folgt eine vaginale Untersuchung zur genauen Beurteilung der Einstellung des kindlichen Kopfes.
Meist wird ein Einmal-Katheter gesetzt, um die Harnblase zu entleeren. Zudem erhält die Schwangere im Vorfeld eine entsprechende Schmerzstillung.
In manchen Fällen wird vor dem Eingriff ein Dammschnitt vorgenommen, um dem Kind genügend Platz zu schaffen und große Weichteilverletzungen zu vermeiden.
Ob die Saugglocke oder die Geburtszange zum Einsatz kommt, entscheidet die Ärztin oder der Arzt situativ im Einzelfall und meist in Absprache mit der Gebärenden. In der Praxis wird die Geburtszange seltener verwendet.
Bei einer Saugglocken- und einer Zangengeburt besteht im Vergleich zu einer normalen Geburt ein erhöhtes Risiko, dass das Kind eine Geburtsverletzung erleidet. Durch die Zug- und Druckbelastung auf den Kopf des Kindes kann es u.a. zu Abschürfungen und Risswunden der Kopfhaut sowie zu Blutergüssen kommen. Auch – meist harmlose - Gehirnblutungen sind möglich. Zudem besteht die Gefahr von Nervenverletzungen im Bereich des Gesichtes oder der Arme. Bei der Mutter kann es durch den Einsatz einer Saugglocke oder einer Geburtszange zu Weichteilverletzungen wie einen Dammriss oder Verletzungen der Scheide kommen. Der Nutzen und das Risiko müssen vor dem Einsatz einer Saugglocke oder einer Geburtszange stets genau abgewogen und individuell beurteilt werden.
Der Damm der Frau muss während einer Entbindung sehr viel Druck aushalten und sich stark dehnen. Besteht die Gefahr, dass große, unkontrollierte Rissverletzungen entstehen, wird unter Umständen ein sogenannter Dammschnitt durchgeführt. Der Nutzen muss jedoch sorgfältig abgewogen werden. Ein routinemäßiger Dammschnitt wird heute nicht mehr durchgeführt.
Weitere Informationen zum Dammriss finden Sie unter Komplikationen bei der Geburt.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten einer Erleichterung des Geburtsvorganges und Schmerzlinderung. Häufig werden von Hebammen während der Geburt alternative Methoden wie Massagen, Entspannungsübungen, warme Bäder, Aromatherapien oder Akupunktur angeboten. Ruhiges und bewusstes Atmen mit langem Ausatmen während der Wehe kann ebenfalls helfen. Auch Bewegungsübungen oder Spaziergänge können helfen, besser mit dem Wehenschmerz umzugehen.
Daneben besteht auch die Möglichkeit der Schmerzlinderung durch Medikamente – z.B. Zäpfchen, Tabletten – oder eine regionale Schmerzbetäubung mittels Kreuzstich – Periduralanästhesie bzw. PDA.
Mehr zum Thema Schmerzbetäubung unter: Anästhesie.
Eine Periduralanästhesie (PDA) ist bei einer Hausgeburt nicht möglich, da dieser Eingriff nur von einer Anästhesistin oder einem Anästhesisten im Spital durchgeführt werden darf.
Frauen haben die Möglichkeit, während der Geburt jene Position zu wählen, die für sie am angenehmsten ist. Zudem stehen in den Kreißsälen üblicherweise diverse Hilfsmittel zur Verfügung, wie etwa ein Gebärhocker, ein Kreißbett oder eine Badewanne.
Stehen, Sitzen oder Hocken kann sich bei der Geburt positiv auf den Geburtsverlauf auswirken. Die Schwerkraft wirkt unterstützend, und das Kind wird nicht nur durch die Wehen durch den Geburtskanal geschoben. Oft werden zu Beginn der Geburt eher aufrechte Positionen empfohlen. Die Frau kann sich im Stehen z.B. gegen eine Wand, eine Sprossenwand oder auch an den Partner lehnen. Viele Frauen nehmen instinktiv eine vornübergebeugte Haltung ein. Zwischen den Wehen können kurze Spaziergänge helfen, das Becken zu mobilisieren und den Geburtsverlauf zu unterstützen.
Gegen Ende der Geburt bevorzugen gebärende Frauen häufig eine liegende, sitzende, hockende oder kniende Position, z.B. den Vierfüßlerstand. Im Hocken ist das Becken am weitesten geöffnet, und die Schambeinfuge dehnt sich. Dies kann die Geburt in der Austrittsphase erleichtern.
In den meisten Kreißsälen stehen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung, die die Schwangere zur Erleichterung des Geburtsverlaufes benutzen kann. Dazu zählen unter anderem:
Bei einer Wassergeburt liegt die werdende Mutter in einer speziellen großen Badewanne mit warmem Wasser. Die Temperatur kann an die Bedürfnisse der Schwangeren angepasst werden. Die Wanne kann in jeder Phase der Geburt genutzt werden und hilft vielen Frauen, sich zu entspannen und die Wehen besser zu tolerieren.
Für eine Wassergeburt müssen jedoch spezielle Voraussetzungen erfüllt sein. Neben einer komplikationslosen Schwangerschaft darf die Frau z.B. nicht an Erkrankungen wie HIV, Hepatitis oder Diabetes leiden. Auch Mehrlingsschwangerschaften dürfen nicht im Wasser durchgeführt werden. Ob eine Wassergeburt möglich ist, muss individuell mit der Hebamme bzw. der Ärztin oder dem Arzt abgeklärt werden.
Eine Wassergeburt kann nicht durchgeführt werden, wenn die Frau eine Periduralanästhesie (PDA) erhalten hat. Im Falle von Komplikationen muss die Frau die Wanne rasch verlassen können. Dies ist nach einer PDA nicht selbstständig möglich.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.