HIV/AIDS: Therapie opportunistischer Infektionen
Vorbeugende Behandlung (Prophylaxe)
- Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie (früher Pneumocystis-carinii-Pneumonie, PcP): Bei fortgeschrittener HIV-Infektion mit CD4+-Lymphozytenzahlen unter 200 besteht eine erhöhte Anfälligkeit für diese Erkrankung. Deshalb erhalten Patientinnen/Patienten in diesem Krankheitsstadium vorbeugend Medikamente.
- Tuberkulose, atypische Mykobakteriosen: Nach einem möglichen Kontakt mit einer Patientin/einem Patienten mit offener Lungentuberkulose erhalten Personen mit geschwächtem Immunsystem eine medikamentöse Prophylaxe. Atypische Mykobakterien sind mit Tuberkelbakterien verwandt und können unter anderem Fieber, Gewichtsabnahme und Durchfälle auslösen. HIV-Infizierte, die eine schwere Infektion mit atypischen Mykobakterien durchgemacht haben und bei denen eine Umstellung der antiretroviralen Therapie (ART) nicht möglich ist, müssen medikamentös vor einer erneuten Infektion mit atypischen Mykobakterien geschützt werden.
- Kryptokokken-Infektion: Kryptokokken sind Pilze, die bei Immunschwäche vor allem das Gehirn und die Haut befallen können. Daraus können sich lebensbedrohliche Krankheitsbilder entwickeln. Wenn HIV-Infizierte von einer Kryptokokken-Infektion erfolgreich geheilt wurden, erhalten sie eine sogenannte medikamentöse Sekundärprophylaxe, um Rückfälle zu verhindern.
- Toxoplasmose: Auch Toxoplasma gondii kann das Gehirn befallen. Daher wird bei ausgeprägter Immunschwäche ebenfalls eine Prophylaxe verabreicht.
Opportunistische Infektionen gut behandelbar
Mittlerweile gibt es gegen viele opportunistische Infektionen wirksame Therapien, gegen einige jedoch nur Maßnahmen zur Symptombehandlung. Ob eine Behandlung gute und rasche Erfolgsaussichten hat, hängt unter anderem von folgenden Faktoren ab:
- Art und Aggressivität des Erregers,
- Zeitpunkt des Therapiebeginns,
- Allgemeinzustand und Begleiterkrankungen sowie
- Immunstatus der Patientin/des Patienten.
Bedingt durch die zumindest teilweise Wiederherstellung des Immunsystems mithilfe der antiretroviralen Kombinationstherapie (ART) kommt es seltener zum Ausbruch von opportunistischen Infektionen.
Allerdings können durch verschiedene Persönlichkeitsstrukturen und soziale Lebensumstände Situationen eintreten, in denen auch in medizinisch hoch entwickelten Ländern Behandlungsangebote des Gesundheitswesens von den HIV-Kranken nicht angenommen werden (z.B. bei Drogenabhängigkeit). Dies ist eine Erklärung, weshalb trotz Aufklärung, Sensibilisierung, Behandlungsangeboten und niederschwelligem Zugang auch heutzutage noch viele opportunistische Infektionen auftreten. Ein Großteil dieser Infektionen wäre unter optimalen Therapiebedingungen vermeidbar.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 30. November 2021
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Priv.-Doz. Univ.Prof. (SFPU) Dr. Alexander Zoufaly, Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie, Facharzt für Innere Medizin