So wird der Laborbefund erstellt
Inhaltsverzeichnis
Was wird im Labor untersucht?
Im medizinischen Labor wird eine Vielzahl von Materialien untersucht. Die wichtigsten sind
- Blut,
- Harn,
- Stuhl,
- Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis),
- Sondermaterialien wie Hustenschleim (Sputum), Punktionsflüssigkeiten, Abstriche, Spülungen, Samenflüssigkeit u.v.m.
Ein Spezialgebiet der medizinischen Labordiagnostik sind genetische und molekularbiologische Untersuchungen.
Weitere Infos zur Untersuchung von Blut im Labor finden Sie unter Blutuntersuchung.
Der Laborbefund: Wie werden die Laborwerte dargestellt?
Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen werden in Form eines Laborbefundes zusammengestellt und folgendermaßen unterschieden:
Qualitative oder kategorische Ergebnisse
- positiv bzw. negativ,
- Blutgruppe A, B oder 0/Rhesus positiv oder negativ.
Semiquantitative Ergebnisse
- stark positiv, grenzwertig negativ etc.
- RAST-Klassen bei Allergieuntersuchungen,
- Titerstufen bei der Infektionsserologie (Antikörperuntersuchungen).
Quantitative Ergebnisse
- Untersuchungsergebnis in Form von Zahlenwerten plus Einheit.
Interpretation des Befundes
- diagnostische Interpretation der Ergebnisse durch die Laborärztin oder den Laborarzt.
Hier können Sie als Beispiel einen Laborbefund (PDF) öffnen.
Detaillierte Informationen zu den einzelnen Laborwerten finden Sie unter Laborwerte-Tabelle, gruppiert nach Organen, Organsystemen bzw. labordiagnostischen Gruppen.
Hier finden Sie weitere Infos zu Ergebnissen und Referenzwerten.
Welche Labormethoden kommen zum Einsatz?
Vom Untersuchungsmaterial sowie den medizinischen Fragestellungen hängt es ab, welche Labormethoden zum Einsatz kommen:
- händische (manuelle) Probenverarbeitung,
- teilautomatisierte Probenverarbeitung: manuell und automatisiert,
- automatisierte Probenverarbeitung,
- mikrobiologische Probeverarbeitung sowie
- mikroskopische Probenverarbeitung.
Automatisierung im Labor
In der medizinischen und chemischen Labordiagnostik kommen hochautomatisierte Untersuchungsverfahren zum Einsatz. So erledigen in vielen Bereichen Maschinen und Roboter einen großen Teil der sich wiederholenden Prozesse:
- Entstoppelung von Blutröhrchen,
- Zentrifugation der Proben,
- Aliquotierung von Proben,
- Abarbeitung der Proben (Pipettieren und Messen),
- Archivierung der abgearbeiteten Proben (zeitlich befristet).
Laborautomaten kommen im Vergleich zu manuellen Methoden mit weniger Untersuchungsmaterial, z.B. Blut aus.
Manuelle Labormethoden
Neben den Laborautomaten gibt es auch im modernen medizinischen Labor eine Reihe von Untersuchungsverfahren, die händisch (manuell) durchgeführt werden müssen.
Zu den manuellen Methoden zählen:
- Schnelltests von Abstrichen zur Untersuchung von bestimmten Infektionskrankheiten, z.B. Scharlach,
- mikrobiologische Verfahren zur Typisierung und Resistenzbestimmung von bakteriellen Krankheitserregern,
- molekularbiologische Verfahren zur genetischen Untersuchung von Krankheitserregern,
- molekulargenetische Spezialdiagnostik zur Untersuchung auf Erbkrankheiten,
- medizinische Mikroskopie zur
- Untersuchung von Blut- und Knochenmarksausstrichen (Leukämie- und Lymphomdiagnostik).
- Diagnostik von Autoimmunerkrankungen,
- Bakterioskopie (morphologische Untersuchung bestimmter Bakterien – beispielsweise Tuberkulosebakterien),
- Zelldiagnostik (Zytologie): mikroskopisch-morphologische Diagnostik von Krebszellen bei Tumorerkrankungen.
Teilautomatisierte Probenverarbeitung
In einigen Laborbereichen kommen auch sogenannte teilautomatisierte Verfahren zur Anwendung. Ein Beispiel dafür sind insbesondere analytisch-chemische Untersuchungsmethoden wie
- Hochdruckflüssigkeitschromatographie (HPLC) oder
- Massenspektrometrie.
Bei diesen Labormethoden erfolgt zumeist eine manuelle Probenvorbereitung gefolgt von einer automatisierten Probenverarbeitung.
Weitere Informationen zu den Ergebnissen von Laboruntersuchungen finden Sie unter Referenzwerte.
Wer arbeitet im Labor?
Die Arbeit in einem medizinischen Labor wird von hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt. Die analytisch-technische Laborarbeit wird in erster Linie von Personen mit einer Ausbildung der „Biomedizinischen Analytik“ oder der „Laborassistenz“ – einem medizinischen Assistenzberuf – durchgeführt.
Die medizinische Beurteilung der Laborwerte und die Erstellung des Laborbefundes fällt in den laborärztlichen Verantwortungsbereich, z.B. durch Fachärztinnen oder Fachärzte
- für medizinische und chemische Labordiagnostik oder
- für mikrobiologisch-serologische Labordiagnostik.
Weitere Aufgaben im medizinischen Labor sind:
- Qualitätssicherung der Laborergebnisse im Hinblick auf Richtigkeit, Präzision und Plausibilität,
- Ressourcen-Optimierung: sparsames und nachhaltiges Haushalten,
- Spezialdiagnostik:
- spezielle Hämatologie (Leukämie- und Lymphomdiagnostik),
- spezielle Hämostaseologie (erweiterte Blutgerinnungsdiagnostik: Hämophilie = Blutungsneigung, Thrombophilie = Thromboseneigung),
- Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin,
- Allergie- und Autoimmunologiediagnostik,
- Molekulargenetik,
- Infektionsdiagnostik und Mikrobiologie sowie
- Zelldiagnostik (Zytologie).
Qualitätssicherung im Labor
Der wichtigste Faktor bei der Erstellung von Laborwerten ist die Qualität des Untersuchungsergebnisses. Das Ziel sind korrekte und präzise Laborwerte. Im gesamten diagnostischen Prozess gibt es jedoch verschiedene Fehlerquellen, die unter Umständen in seltenen Fällen zu einem falschen Ergebnis führen können. Sie können bereits vor der eigentlichen Analyse im Labor – auch Präanalytik bezeichnet – vorkommen, z.B. bei der Probennahme. Aber auch im Labor können bei der Analyse Fehler auftreten. Verschiedene Maßnahmen der Qualitätssicherung sollen mögliche Fehlerquellen vermeiden.
Die im Labor verwendeten Messmethoden müssen regelmäßig überprüft werden, z.B. geeicht und auf Richtigkeit und Präzision („Qualitätskontrolle“) getestet. Jeder Labortest durchläuft auch ein genaues Prüfprogramm im Hinblick auf die Richtigkeit und die Präzision des Ergebnisses.
Präzisionskontrolle im Labor
Im medizinischen Labor werden alle Labortests täglich kontrolliert. Dies wird Präzisionskontrolle und Richtigkeitskontrolle genannt. Darüber hinaus muss jedes medizinische Labor in Österreich auch an Rundversuchen teilnehmen. Diese werden auch „Ringversuche“ oder „externe Qualitätskontrolle“ genannt. Diese Rundversuche finden mehrmals pro Jahr statt und betreffen mittlerweile fast alle Laboranalysen.
In Österreich wird die Durchführung und Auswertung der Rundversuche von der „Österreichischen Gesellschaft für Qualitätssicherung und Standardisierung medizinisch-diagnostischer Untersuchungen“ koordiniert. Nähere Informationen finden Sie auf der Homepage www.oequasta.at.
Wie lässt sich Qualität messen?
Im medizinischen Labor erfolgen die Beurteilung, Erfassung und Sicherstellung der Qualität auf verschiedenen Ebenen. Dazu wird die Qualität in die folgenden Bereiche unterteilt:
- Strukturqualität
- Laborraumausstattung (Raumlufttechnik, Klimatisierung, Beschattung etc.),
- moderne Laborausstattung (Laborgeräte, Mikroskope, Computer und Laborinformationssystem etc.),
- qualifizierte Labormitarbeiterinnen und -mitarbeiter.
- Prozessqualität
- Auswahl von Labortests mit entsprechender Richtigkeit und Präzision,
- Durchführung und Protokollierung täglicher Qualitätskontrollen (Richtigkeits- und Präzisionskontrollen).
- Ergebnisqualität
- Erfolgreiche Teilnahme an Rundversuchen,
- Überprüfung der Laborergebnisse auf Plausibilität: Bei der „Transversalbeurteilung“ wird überprüft, ob die Laborwerte auf einem Befund einer Patientin oder eines Patienten zusammenpassen. Bei der „Longitudinalbeurteilung“ wird überprüft, ob die Laborwerte von einer Patientin oder einem Patienten mit bereits vorhandenen früheren Laborwerten zusammenpassen.
Zur Erfassung und Messung der Qualität in den Bereichen Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität werden im Labor entsprechende Aufzeichnungen geführt. So müssen die Laborfachärztinnen und Laborfachärzte beispielsweise über ein gültiges Fortbildungsdiplom der Ärztekammer verfügen. Ähnliches gilt auch für andere Labormitarbeitergruppen, z.B. Biomedizinische Analytikerinnen und Analytiker.
Weiters sind für einige Laborbereiche sogenannte Kennzahlen definiert, anhand derer die qualitative Performance des Labors beurteilt werden kann. Zu solchen Kennzahlen zählen etwa die Anzahl von Wiederholungsmessungen, das Gewicht biologischer Abfälle, die Wertschöpfung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter u.v.m.
Was bedeutet ein Qualitätszertifikat?
„Qualität“ ist ein vielschichtiger Begriff. Aus diesem Grund wird insbesondere in einem medizinischen Labor ein spezielles Verfahren benötigt, um die Qualität des Labors auf allen Ebenen zu gewährleisten. Ein solches Verfahren wird als Qualitätsmanagementsystem (QMS) bezeichnet.
Ein QMS soll sicherstellen, dass die Prozesse der im medizinischen Labor verwendeten Verfahren ständig überprüft und gegebenenfalls auch verbessert werden. Das Ziel eines QMS im medizinischen Labor ist die permanente Sicherstellung bzw. gegebenenfalls Verbesserung der Qualität der Leistungen eines medizinischen Labors: richtige, präzise und plausible Laborwerte.
Zur Einhaltung der Standards eines QMS hat sich die Zertifizierung des QMS nach bestimmten Industriestandards bewährt. Einer der bekanntesten Industriestandards ist die Qualitätsmanagementnorm nach ISO 9000, 9001 bzw. 15189. Diese Normen haben sich auch im Bereich medizinischer Labors auf breiter Basis durchgesetzt. Die Erfüllung der entsprechenden Normen für ein medizinisches Labor wird dabei durch ein sogenanntes Qualitätszertifikat bescheinigt. Im Rahmen dieses Zertifikates muss sich das medizinische Labor regelmäßigen Prüfungen unterziehen, die als „Audits“ bezeichnet werden.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 30. März 2023
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr. Gerhard Weigl, Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Zusatzfach: Zytodiagnostik