Die Schwangeren messen in der Regel den Blutzucker nüchtern und eine Stunde nach Beginn der Hauptmahlzeiten, in der Regel daher viermal am Tag. Der Nüchternblutzucker sollte unter 95 mg/dl, jener nach den Mahlzeiten unter 140 mg/dl liegen. Gelegentlich können auch niedrigere Zielwerte vereinbart werden, z.B. wenn das Kind für den Zeitpunkt der Schwangerschaft zu groß ist. Der erste und wichtigste Schritt nach Feststellen eines Schwangerschaftsdiabetes ist eine entsprechende Umstellung der Lebensgewohnheiten. Sowohl der Ernährungsstil als auch das tägliche Bewegungspensum sollten optimiert werden, so weit die Schwangerschaft es zulässt. In vielen Fällen reichen diese Maßnahmen schon aus, um den Blutzuckerspiegel zu normalisieren, und es wird keine Insulintherapie benötigt.
In speziellen Schulungen und mit der Unterstützung von Ernährungsberaterinnen/-beratern, der Frauenärztin/dem Frauenarzt sowie der Hebamme werden individuelle Programme erstellt und Ziele festgelegt. In den Schulungen lernen die betroffenen Frauen zudem, ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig selbst zu messen und zu kontrollieren.
Mehr zum Thema: Diabetes: Lebensstil & Therapie
Bewegung
Beispiele für effektive Maßnahmen sind etwa ein täglicher schneller Spaziergang von rund 30 Minuten Dauer, moderates Krafttraining mindestens dreimal die Woche, z.B. mit einem elastischen Band, oder auch Tanzen, Aerobic und Schwimmen. Studien haben gezeigt, dass regelmäßige körperliche Aktivität dabei hilft, die Insulinsensitivität der Zellen zu verbessern und damit den Blutzuckerspiegel zu senken. Auch das Risiko, später einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, wird reduziert. Nicht zuletzt konnten auch positive Effekte auf die Gesundheit des ungeborenen Kindes (geringeres Geburtsgewicht) festgestellt werden.
Ernährung
Im Rahmen einer individuellen Ernährungsberatung werden die bisherigen Ess- und Trinkgewohnheiten analysiert und entsprechende Umstellungen vorgenommen. Die Zielwerte (Blutzuckerwert, Körpergewicht, maximale Gewichtszunahme etc.) werden gemeinsam mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt festgelegt.
Allgemein gelten für die Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes folgende Empfehlungen:
- Zusammensetzung der täglichen Nährstoffaufnahme: 40 bis 50 Prozent Kohlenhydrate, 30 bis 35 Prozent Fett, 20 Prozent Eiweiß
- Verzicht auf schnell resorbierbare Kohlenhydrate (d.h. Ein- und Zweifachzucker wie Haushaltszucker, Milchzucker, etc.),
- hoher Ballaststoffanteil (rund 30 g pro Tag, z.B. in Form von Getreideprodukten),
- Aufteilung der Mahlzeiten auf drei kleine bis mittelgroße Hauptmahlzeiten sowie zwei bis vier kleine Zwischenmahlzeiten,
- ausreichende Aufnahme von Mineralstoffen und Vitaminen (u.a. Eisen, Folsäure, Jod, Vitamin D, Kalzium).
Die Empfehlungen gelten als Richtwerte und werden individuell entsprechend angepasst (z.B. je nach Körpergewicht, eventuellen Begleiterkrankungen, Schwangerschaftsverlauf etc.). Die Grundzüge gesunder Ernährung – viele Vollkornprodukte, viel frisches Obst und Gemüse, Wasser statt Softdrinks etc. – sollten auch für jede Schwangere die Basis bilden.
Medikamentöse Therapie
Wenn der Blutzucker durch Lebensstilmaßnahmen nicht ausreichend gesenkt werden kann bzw. wenn er bestimmte Grenzwerte übersteigt, ist eine medikamentöse Behandlung notwendig. Das Mittel der ersten Wahl ist Insulin. Es gelangt – im Gegensatz zu Zucker – nicht in den Kreislauf des Kindes, da es die Plazenta nicht passieren kann. Das verabreichte Insulin entfaltet lediglich bei der Mutter seine Wirkung und senkt den Blutzuckerspiegel. Dadurch geht in weiterer Folge auch weniger Zucker in den kindlichen Kreislauf über.
Das Insulin wird von der Schwangeren selbst unter die Haut gespritzt. Durch die Anwendung von Stechhilfen (Pens) ist die Verabreichung nahezu schmerzlos. In speziellen Schulungen wird der Umgang erlernt.
Das gebräuchlichste Therapieschema ist die sogenannte intensivierte Insulintherapie (ICT). Dabei wird der Basisbedarf an Insulin mit einem langwirksamen Insulin abgedeckt, das z.B. morgens oder auch mehrmals täglich gespritzt wird. Zusätzlich wird zu den Mahlzeiten ein kurzwirksames Insulin verabreicht, um die hohen Blutzuckerspitzen nach dem Essen abzufangen. Die Dosis der einzelnen Injektionen muss an die jeweilige Situation angepasst und jedes Mal berechnet werden, auch das wird in den Schulungen erlernt.
In Einzelfällen, v.a. bei starkem mütterlichem Übergewicht, kann eine Behandlung mit Metformin eine Alternative oder einen Zusatz zur Insulingabe darstellen. Metformin gehört zur Gruppe der oralen Antidiabetika und wird in Tablettenform eingenommen. Der Einsatz in der Schwangerschaft ist relativ gut untersucht, in verschiedenen Studien konnte im Vergleich mit Insulin kein schädlicher Effekt auf das ungeborene Kind nachgewiesen werden. Allerdings ist Metformin für den Gebrauch in der Schwangerschaft nicht offiziell zugelassen. Wenn die Ärztin/der Arzt es dennoch vorschlägt, spricht man von einem sogenannten Off-label-Gebrauch. Die Ärztin/der Arzt muss darüber genau informieren.
Mehr zum Thema: Medikamentöse Therapie bei Diabetes.