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Ticstörungen & Tourette-Syndrom

Ticstörungen sind keine einfachen Marotten oder nervöse Bewegungen. Sie sind organisch bedingte Verhaltensauffälligkeiten. Diese zeigen sich in ungewöhnlichen Bewegungen oder Lautäußerungen. Es kommt zum Beispiel zu Grimassen schneiden oder dem Ausrufen von Wörtern. Das Tourette-Syndrom ist eine spezielle Form einer Ticstörung. Bei diesem treten Tics in Form von Bewegungen und Lautäußerungen kombiniert auf.

Eine Aufklärung der Betroffenen sowie ihres Umfelds über die Erkrankung ist eine fixe Säule der Behandlung. Nicht immer sind weitere Therapiemaßnahmen notwendig. Sind die Tics jedoch sehr störend und behindern sie den Alltag, ist eine weitere Behandlung sinnvoll. Als gezielte Therapie kommen vor allem spezielle Methoden der Psychotherapie zum Einsatz, vor allem das sogenannte Habit-Reversal-Training. In manchen Fällen verschreibt die Ärztin oder der Arzt auch Medikamente. Erfahren Sie mehr zu den Ursachen, Symptomen und Therapiemöglichkeiten einer Ticstörung und wohin Sie sich wenden können.
 

Ticstörung: Was ist das?

Ticstörungen sind kurze Bewegungen oder Lautäußerungen. Diese treten wiederholt und ohne „Anlass“ auf. Ticstörungen sind eine organische Erkrankung des Nervensystems. Verantwortlich dürfte die Fehlfunktion eines komplexen Nerven-Netzwerks sein.

Bei Menschen mit einer Ticstörung kommt es zu wiederkehrenden außergewöhnlichen Bewegungen oder zu unerwarteten Äußerungen von Geräuschen oder Worten. Diese Symptome sind mit einiger Anstrengung vorübergehend unterdrückbar. Sie können für Betroffene und ihre Umgebung sehr belastend sein. 

Zudem können etwa ab dem zehnten Lebensjahr sogenannte Vorgefühle vor den Tics auftreten. Dabei spüren Menschen mit einer Ticstörung eine Anspannung vor dem Auftreten der Tics. Dieses Vorgefühl kann es leichter machen, den Tics gegenzusteuern. Das kann man in einer speziellen Form der Psychotherapie lernen.

Belastungen wie Stress, Ängste, Ärger, Aufregung, Müdigkeit oder Leidensdruck durch andere Krankheiten können Tics verstärken. Entspannung und Konzentration auf etwas anderes wirkt sich hingegen positiv aus. Tics treten vor allem im wachen Zustand auf. In Schlafstudien konnten Tics jedoch in geringer Frequenz auch während des Schlafs beobachtet werden.

Bei Menschen mit Ticstörungen kommt es mitunter auch zu weiteren psychischen Erkrankungen: zum Beispiel ADHS, Zwangsstörungen, Asperger-Syndrom, Depressionen oder Angststörungen

Tipp

Für Außenstehende ist es oft nicht leicht zu wissen, wie sie sich verhalten sollen, wenn jemand im Umfeld Symptome einer Ticstörung zeigt: Man kann sich einfach wie auch zu anderen Menschen verhalten.

Welche Ursachen haben Ticstörungen?

Ticstörungen haben ihren Ursprung im zentralen Nervensystem. Verantwortlich ist offenbar die Fehlfunktion eines Nerven-Netzwerks, das unwillkürliche Bewegungen beeinflusst. Unwillkürliche Bewegungen unterliegen keiner bewussten Kontrolle. Fachleute gehen davon aus, dass auch eine genetische Veranlagung eine Rolle spielt. Einige Medikamente können Tics verstärken, vor allem sogenannte Dopaminantagonisten.

Wie verläuft eine Ticstörung?

Ticstörungen beginnen fast immer im Kindes- oder Jugendalter. Dauert eine Ticstörung weniger als ein Jahr, sprechen Fachleute von einer vorübergehenden Ticstörung. Bei dieser treten vor allem häufiges Blinzeln, Kopfschütteln oder Grimassen schneiden auf. Chronische Ticstörungen dauern länger als ein Jahr. Tics können sich im Verlauf bessern.

Welche Formen von Ticstörungen gibt es?

Fachleute unterscheiden zwischen motorischen und vokalen Tics. Die Tics können auch kombiniert auftreten wie etwa beim Tourette-Syndrom.

Motorische Tics

Bei motorischen Tics kommt es  zu wiederholten, außergewöhnlichen unbeabsichtigten Bewegungen. Dazu zählt etwa:

  • Blinzeln mit den Augen,
  • Kopfschütteln,
  • Naserümpfen,
  • Zucken der Mundwinkel,
  • Beugen der Gelenke, 
  • Zucken der Schultern,
  • Grimassen schneiden,
  • Verdrehen des Körpers,
  • Hüpfen,
  • eigene Bewegungen oder die Bewegungen eines anderen Menschen zwanghaft nachahmen.

Vokale Tics

Bei vokalen  Tics kommt es zu Äußerungen von unerwarteten Geräuschen oder Worten. Dabei handelt es sich zum Beispiel um folgendes Verhalten, das sich wiederholt:

  • Schmatzen,
  • Schnüffeln,
  • Seufzen,
  • Gähnen,
  • Husten,
  • Grunzen,
  • Schnauben, 
  • Zischen,
  • Bellen,
  • Räuspern,
  • zwanghaftes Aussprechen von Wörtern, manchmal vorübergehend auch von Schimpfwörtern oder vulgären Ausdrücken,
  • zwanghaftes Nachsprechen von Worten oder Sätzen, von sich selbst oder von anderen Menschen.

Tourette-Syndrom

Das Gilles-de-la-Tourette-Syndrom, kurz Tourette-Syndrom, ist eine spezielle Form einer Ticstörung. Bei dieser treten vokale und motorische Tics kombiniert auf. Jungen und Männer sind etwas häufiger vom Tourette-Syndrom betroffen als Mädchen und Frauen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Ärztin oder der Arzt erhebt die Krankengeschichte. Sie oder er fragt dabei, welche Symptome auftreten, wie lange sie bereits andauern und in welchen Situationen sie verstärkt auftreten. Zudem achtet sie oder er darauf, ob die Tics auch während des ärztlichen Gesprächs auftreten.

Es folgt eine körperliche bzw. neurologische Untersuchung. Zudem ist es wichtig, andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Dafür können weitere Untersuchungen notwendig sein.

Wie erfolgt die Behandlung?

Liegt eine Ticstörung vor, ist Psychoedukation wesentlich. Bei einer Psychoedukation erfolgt eine Aufklärung über die Erkrankung, ihre Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Es ist auch hilfreich, das soziale Umfeld über die Erkrankung und den Umgang damit aufzuklären: zum Beispiel im Kindes- und Jugendalter Eltern, Freundeskreis oder Lehrer:innen. Es geht dabei unter anderem darum zu verstehen, was Tics sind und wie man als betroffene Person oder auch als Umfeld damit umgehen kann.  

Eine weitere Behandlung einer Ticstörung ist nicht immer erforderlich. Sind die Tics jedoch sehr störend für die betroffene Person und behindern sie den Alltag, ist eine weitere Therapie sinnvoll. Dabei können Psychotherapie und Medikamente zum Einsatz kommen. Zudem kann der Austausch in einer Selbsthilfegruppe hilfreich sein.

Wie kann Psychotherapie helfen?

Im Rahmen der Psychotherapie haben sich vor allem spezielle verhaltenstherapeutische Ansätze bei der Behandlung von Ticstörungen bewährt. Zu diesen zählt in erster Linie das Habit-Reversal-Training (HRT). Bei diesem Training lernen Betroffene, die Tics durch Gegenbewegungen zu unterdrücken und stattdessen andere Verhaltensweisen bewusst einzusetzen. Ergänzend kommt auch Entspannungstraining zum Einsatz, zum Beispiel Neurofeedback.

Ein weiterer Ansatz ist etwa das Exposure-and-Response-Prevention-Training (ERP). Bei diesem lernen Menschen mit einer Ticstörung ebenso mit den Tics umzugehen. Es geht dabei hauptsächlich darum, die Anzeichen von Tics bewusst wahrzunehmen und diese zu unterdrücken. 

Welche Medikamente können zum Einsatz kommen?

Eine Therapie mit Medikamenten kann sinnvoll sein, wenn die Tics sehr einschränkend oder schmerzhaft sind oder Psychotherapie nicht infrage kommt. Der Wirkstoff der ersten Wahl bei der Behandlung mit Medikamenten ist Aripiprazol. Das ist ein sogenanntes Antipsychotikum, das auch eine Wirkung gegen Ticstörungen zeigt.

Ist die Behandlung mit Aripiprazol nicht möglich, kommt für Kinder der Wirkstoff Tiaprid infrage, bei Kindern und Erwachsenen die Wirkstoffe Risperidon sowie Sulpirid. Die Ärztin oder der Arzt kann auch eine Injektion mit Botulinumtoxin vorschlagen, wenn die Tics wiederholt bestimmte Muskelgruppen betreffen.

Es sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen während der Einnahme von Medikamenten notwendig. Die Ärztin oder der Arzt informiert Sie zu den Medikamenten, ihrer Wirkung sowie möglichen Nebenwirkungen.

Bei der Behandlung nimmt die Ärztin oder der Arzt auch Rücksicht auf mögliche andere Erkrankungen und stimmt diese darauf ab.

Wohin kann ich mich wenden?

Für die Diagnose und Therapie einer Ticstörung können Sie sich an folgende Ansprechstellen wenden:

  • Fachärztin oder Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie (und psychotherapeutische Medizin)
  • Fachärztin oder Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin)
  • Psychotherapeut:innen mit Spezialisierung auf Ticstörungen
  • Spezialisierte Ambulanzen

Auch klinische Psychologinnen und Psychologen können in Diagnose und Behandlung mit einbezogen sein.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 27. Oktober 2022

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: ao.Univ.Prof. Dr. Christian Popow

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