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Emotional instabile Persönlichkeitsstörung

Menschen mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung fällt es schwer, ihre Handlungen und Gefühle zu kontrollieren. Das kann für sie selbst und auch für ihr Umfeld sehr belastend sein. Die Fachwelt unterscheidet den sogenannten impulsiven Typ und den Borderline-Typ, auch Borderline-Persönlichkeitsstörung genannt.

Bei der Behandlung einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung kommt vor allem Psychotherapie zum Einsatz. Gegebenenfalls verschreibt die Ärztin oder der Arzt auch Medikamente. Erfahren Sie mehr zu Kennzeichen, Diagnose und Therapie.

Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Was ist das?

Bei einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung kommt es zu Schwierigkeiten bei der Kontrolle von Impulsen. Ein Impuls ist eine spontan ausgeführte Handlung. Vor allem Gefühle und Triebe lösen Impulse aus.

Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung sind zudem eher konfliktbereit. Sie setzen Handlungen, ohne mögliche Folgen ausreichend zu berücksichtigen. Eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung kann Jugendliche und Erwachsene betreffen.

Welche Formen gibt es?

Die Fachwelt unterscheidet zwei Formen der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung:

  • Impulsiver Typ: Bei diesem kommt es vor allem zu starker Konfliktbereitschaft sowie Störungen der Kontrolle von Handlungen oder Gefühlen.
  • Borderline-Typ (Borderline-Persönlichkeitsstörung): Der Begriff „Borderline“ ist englisch und bedeutet „Grenzbereich“. Er geht darauf zurück, dass die Fachwelt früher nicht genau wusste, wo sie diese Störung einordnen soll – ob bei psychischen Erkrankungen des Gefühlslebens oder der Wahrnehmung. Beim Borderline-Typ treten ebenso die Symptome wie beim impulsiven Typ auf. Zusätzlich kommt es zu einer veränderten Wahrnehmung der eigenen Person sowie Gefühlen der inneren Leere. Zudem ist es für Betroffene schwierig, Beziehungen zu anderen Menschen zu halten.

Menschen mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung können auch an anderen psychischen Erkrankungen leiden. Dazu zählen vor allem:

Hinweis

Menschen mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung haben ein erhöhtes Risiko, sich das Leben zu nehmen. Spricht eine betroffene Person von Suizid, ist das immer ernst zu nehmen. Sie darf in dieser Situation keinesfalls alleine gelassen werden. Es ist wichtig, professionelle Hilfe zu holen. Nähere Informationen und Anlaufstellen finden Sie auf dem Österreichischen Suizidpräventionsportal.

Welche Ursachen hat eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung?

Die genauen Ursachen dieser Persönlichkeitsstörung sind noch nicht bekannt. Besonders gut ist der Borderline-Typ untersucht. Die Fachwelt geht derzeit davon aus, dass mehrere Faktoren bei der Entstehung zusammenwirken könnten:

  • Veranlagung in den Genen
  • Traumatische Erlebnisse in der Kindheit, zum Beispiel Gewalterfahrungen wie Missbrauch
  • Veränderungen im Gehirnstoffwechsel

Welche Symptome können auftreten?

Zu den Symptomen des impulsiven Typs zählen vor allem:

  • Impulsives Verhalten ohne ausreichende Berücksichtigung von möglichen Folgen
  • Starke Stimmungsschwankungen
  • Hohe Neigung zu Konflikten

Zu den Symptomen des Borderline-Typs zählen zusätzlich noch unter anderem.:

  • Belastende Zustände innerer Anspannung: Betroffene bewältigen diese durch impulsive Handlungen. Dabei treten unter anderem übermäßiger Alkoholkonsum, Essanfälle oder hohe Risikobereitschaft auf. Es kommt etwa zu häufig wechselnden Sexualpartnerinnen oder Sexualpartnern, rasenden Autofahrten, plötzlichen Abbrüchen von privaten Beziehungen oder spontaner Kündigung in der Arbeit. Auch selbstverletzendes Verhalten kann auftreten: zum Beispiel Schnitte in die Haut oder Zigaretten auf dem Körper ausdämpfen. Die impulsiven Handlungen führen meist nachträglich zu Scham und Schuldgefühlen.
  • Verunsicherung bezüglich der eigenen Person: „Bin ich etwas wert?“
  • Derealisation: Gefühl, dass man selbst nicht „echt“ ist oder Dinge bzw. Ereignisse nicht „echt“ sind. 
  • Suizidalität

Wie wird die Diagnose gestellt?

Zu Beginn steht die Erhebung der Krankengeschichte. Dabei fragt etwa die Ärztin oder der Arzt nach der bisherigen Lebensgeschichte und ob Krankheiten, seelische Krisen oder selbstverletzendes Verhalten aufgetreten sind. Besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf den bisherigen zwischenmenschlichen Beziehungen sowie auf der Steuerung von Gefühlen.

Auch eine klinisch-psychologische Diagnostik kann hilfreich sein. Es ist zudem wichtig, organische Ursachen oder Drogeneinnahme als Auslöser der Symptome auszuschließen. Dazu kann die Ärztin oder der Arzt etwa eine Blutabnahme oder ein MRT bzw. CT veranlassen.

Für die Diagnosestellung des impulsiven Typs der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung sind vor allem folgende Kriterien wesentlich:

  • Deutliche Neigung zu unerwarteten, plötzlichen Handlungen
  • Deutliche Neigung, bei Handlungen mögliche Folgen nicht ausreichend zu bedenken
  • Deutliche Neigung zu Konflikten – vor allem bei Hinderung an impulsiven Handlungen
  • Neigung zu Wutausbrüchen oder körperlicher bzw. psychischer Gewalt
  • Keine Kontrolle über aggressives Verhalten
  • Probleme bei Handlungen, auf die keine Belohnung folgt
  • Stark wechselnde und launische Stimmung

Für die Diagnosestellung des Borderline-Typs müssen zusätzlich mindestens zwei weitere der folgenden Kriterien zutreffen:

  • Neigung zu intensiven, jedoch nicht stabilen Beziehungen. In der Folge kommt es zu Krisen im Gefühlsleben.
  • Störungen der Wahrnehmung der eigenen Person sowie der eigenen Werte und Ziele.
  • Selbstschädigende Handlungen, zum Beispiel Ritzen der Haut.
  • Andauerndes Gefühl der Leere.
  • Besonders große Angst davor, verlassen zu werden.

Wie erfolgt die Behandlung?

Zur Behandlung einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung zählt in erster Linie Psychotherapie. Gegebenenfalls verschreibt die Ärztin oder der Arzt auch Medikamente. In akuten psychiatrischen Krisen oder bei sehr starken Symptomen kann eine Behandlung in einem Krankenhaus notwendig sein. Ist eine Unterstützung im Alltag notwendig, stehen etwa psychosoziale Dienste zur Verfügung.

Wie kann Psychotherapie helfen?

Die Psychotherapie kann in einer Einzelsitzung mit der Psychotherapeutin bzw. dem Psychotherapeuten oder in der Gruppe stattfinden. Für die Psychotherapie von emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen haben sich unter anderem folgende spezielle Ansätze bewährt:

  • Dialektisch behaviorale Therapie: Bei dieser erfolgt ein gezieltes Trainieren von Fähigkeiten, zum Beispiel Steuerung der Gefühle und des Verhaltens.
  • Mentalisierungsbasierte Therapie: Im Rahmen dieser sollen Betroffene die eigenen Gefühle und Handlungen besser verstehen lernen, vor allem in Zusammenhang mit Beziehungen.
  • Übertragungsfokussierte Psychotherapie: Der Schwerpunkt dieser Therapie liegt in der Psychoanalyse von Beziehungen. Somit können sich Beziehungen verbessern, und die Persönlichkeit entwickelt sich weiter. 
  • Schematherapie: Dabei stehen das Erkennen von erlernten, nicht gut funktionierenden Verhaltensweisen und eine Änderung dieses Verhaltens im Mittelpunkt.

Im Jugendalter kann etwa auch die sogenannte psychoanalytisch-interaktionelle Methode (PIM) zur Anwendung kommen. Der Schwerpunkt dieser Behandlung liegt auf den Schwierigkeiten, mit Gefühlen und mit zwischenmenschlichen Beziehungen umzugehen. In der Folge sollen sich diese Probleme bessern. Weitere Informationen über das Heilverfahren der Psychotherapie finden Sie unter Psychotherapie.

Zudem ist die sogenannte Psychoedukation Teil der Psychotherapie bzw. einer klinisch-psychologischen Behandlung

Zusätzlich zur Psychotherapie kann auch ein gegenseitiger Austausch von Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe erfolgen.

Welche Medikamente kommen zum Einsatz?

Es gibt derzeit keine speziell für die emotional instabile Persönlichkeitsstörung zugelassenen Medikamente. Die Ärztin oder der Arzt kann jedoch Medikamente „off-label“ bei starken und anhaltenden Symptomen zusätzlich zur Psychotherapie vorschlagen. Die Medikamente richten sich dabei gezielt nach den Beschwerden. Es handelt sich vor allem um folgende Medikamente:

Der Einsatz der Medikamente ist zeitlich begrenzt. Auch mögliche weitere Erkrankungen berücksichtigt die Ärztin oder der Arzt bei der Verschreibung von Medikamenten. Die Ärztin oder der Arzt klärt Sie über Nutzen und Anwendung der Medikamente sowie mögliche Nebenwirkungen bzw. Wechselwirkungen auf.

Was kann ich selbst tun?

Auch wenn es nicht immer leicht ist: Um selbst zur Besserung beizutragen, ist es wesentlich, Hilfe zu suchen und bei der Therapie möglichst aktiv mitzuwirken.

Wenn Sie verzweifelt sind oder Angst haben, sich etwas anzutun: Rufen Sie bei einer Krisenhotline an beziehungsweise die Rettung unter der Telefonnummer 144.

Was können Angehörige tun?

Der Umgang mit Menschen mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung kann sehr herausfordernd sein. Informationen zur Beratung von Angehörigen finden Sie auf der Website von HPE (Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter). Auch ein Austausch in einer Selbsthilfegruppe mit anderen Angehörigen ist eine Möglichkeit der Unterstützung.

Angehörige bzw. nahestehende Menschen können zudem in die Behandlung miteinbezogen werden, wenn die betroffene Person das möchte bzw. es im Therapieverlauf hilfreich erscheint. Dazu zählt zum Beispiel das Aufklären über die Erkrankung und was man im Notfall tun kann.

Wohin kann ich mich wenden?

Für die Diagnose und Therapie einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung können Sie sich an folgende Ansprechstellen werden:

  • Fachärztin oder Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin)
  • Fachärztin oder Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie (und psychotherapeutische Medizin)
  • Psychotherapeut:in
  • Spezialisierte Ambulanzen in Spitälern

Auch klinische Psychologinnen und Psychologen können in Diagnose und Behandlung mit einbezogen sein.

In akuten Krisen bzw. bei schweren Verletzungen rufen Sie bitte umgehend die Rettung unter der Telefonnummer 144.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 18. Oktober 2022

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Prim. Dr.med.univ. Stephan Doering, Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Spezialisierung in fachspezifischer psychosomatischer Medizin

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